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Märchentext von Ernst Moritz Arndt [1818]
Interpretation von Undine & Jens in Grün [2020]
Ich will die Geschichte von dem Rattenkönig Birlibi erzählen: In dem stralsundischen Dorfe Altenkamp, welches zwischen Garz und Putbus seitwärts am Strande liegt, hat vormals ein reicher Bauer gelebt, der hieß Hans Burwitz. Das war ein ordentlicher, kluger Mann, dem alles, was er angriff, geriet, und der im ganzen Dorfe die beste Wehr hatte. Er hatte sechzehn Kühe, vierzig Schafe, acht Pferde und zwei Füllen auf dem Stalle und in den Koppeln, glatt wie die Aale und von so guter Zucht, daß seine Füllen auf dem Berger Pferdemarkt immer zu acht bis zehn Pistolen (Goldmünzen) das Stück bezahlt wurden. Dazu hatte er sechs hübsche Kinder, Söhne und Töchter, und es ging ihm so wohl, daß die Leute ihn wohl den reichen Bauer zu Altenkamp zu nennen pflegten. Dieser Mann ist durch nächtliche Gänge im Walde um all sein Vermögen gekommen.
Das Märchen beginnt mit einem „ordentlichen und klugen“ Bauern, der es damit zu einer angesehenen und reichen Familie geschafft hat, zumindest für die dörflichen Verhältnisse. Doch durch den Gang in den nächtlichen Wald hatte er all sein Vermögen verloren. „Vermögen“ ist ein sehr alter Begriff, der ursprünglich im Sinne von „Fähigkeit“ gebraucht wurde und erst später für den Besitz von Geld. Zu diesen Fähigkeiten zählten offenbar eine gewisse Klugheit, Fleiß, Geschick und ein Sinn für Ordnung. Wollen wir heute noch ein „ordentlicher Mensch“ sein? Hier geht es nicht nur darum, die Schuhe gerade hinzustellen, sondern auch um die Erkenntnis einer größeren Ordnung in dieser Welt und wie man sich hier selbst einordnet. Zu einer solchen höheren Ordnung kann man ein gewisses Vertrauen entwickeln, und man sagt, wer hier seinen richtigen Platz findet, dem gelingt alles, wie von selbst, das heißt: Man braucht weder ein starkes Ego noch Betrug, um etwas zu erreichen. Doch als unser Bauer diese Ordnung verließ, ging es schwer bergab:
Hans Burwitz war auch ein starker Jäger, besonders hatte er eine treffliche Witterung auf Füchse und Marder und war deswegen oft des Nachts im Walde, wo er seine Eisen gelegt hatte und auf den Fang lauerte. Da hat er im Dunkeln und im Zwielichte der Dämmerung und des Mondscheins manche Dinge gesehen und gehört, die er nicht wiedererzählen mochte, wie denn im Walde des Nachts viel Wunderliches und Absonderliches vorgeht. Aber die Geschichte von dem Rattenkönig Birlibi hat man von ihm erfahren.
Nun, zunächst beginnt der Bauer zunehmend gegen seine Feinde zu kämpfen, die Füchse und Marder, die besonders den Hühnerstall bedrohen. Und weil diese Tiere vorrangig in der Nacht aktiv sind, beginnt er diesen Kampf auch in der Nacht zu führen. Zwielicht und Nacht sind allerdings auch symbolische Begriffe für eine zunehmende Unwissenheit, die nun die Klugheit bzw. Weisheit des Bauern überschattet und verdunkelt. Man könnte auch sagen, er verliert sich in eine illusionäre Welt des Aberglaubens, und seine Gedanken malen ihm Bilder in diese Dunkelheit, die hier als „wunderlich und absonderlich“ bezeichnet werden. Man sagt, der Begriff „Wunder“ ist eng mit dem Begriff „Wunsch“ verbunden und drückt ein geistiges Verlangen aus. Dazu kommt das „Absondern“, das heißt, der Mensch will etwas „Besonderes“ sein und sich nicht mehr in der großen Ordnung der Natur an seinen Platz einordnen. Deshalb beginnt er zunehmend gegen Feinde zu kämpfen, die er in der Natur findet, und glaubt, mit dem Töten der Feinde sein Glück zu finden, zumindest das, was er sich unter Glück vorstellt. Und je größer seine Unwissenheit ist, um so wunderlicher und absonderlicher ist natürlich auch seine Vorstellung vom Glück im Leben.
Dieses Thema des Kampfes gegen die Natur zieht sich durch das ganze Märchen und erinnert uns sehr an den Kampf, den unsere modernen Bauern mit Hilfe der Wissenschaft und riesigen Mengen Gift gegen die vielfältigen Kräuter, Insekten, Würmer, Bakterien und Viren führen, die Mutter Natur gegen eine vieh- und landwirtschaftliche Monokultur entgegensetzt. So entsteht zunehmend ein teuflisches Feindbild, wie hier im Märchen der „Rattenkönig“, der sich mit allerlei Gesindel gegen die Interessen der Bauern verschworen hatte. Doch im Wald, also in der Natur selbst, konnte er diesen Rattenkönig zunächst nicht finden:
Hans Burwitz hatte in seiner Kindheit oft von einem Rattenkönig erzählen hören, der eine goldene Krone auf dem Kopfe trage und über alle Wiesel, Hamster, Ratten, Mäuse und anderes dergleichen Springinsfeldisches und leichtes Gesindel herrsche und ein gewaltiger Waldkönig sei; aber er hatte nie daran glauben wollen. Manches liebe Jahr war er auch im Walde auf Fuchs- und Marderfang und Vogelstellerei rundgegangen und hatte vom Rattenkönig auch nicht das mindeste weder gesehen noch gehört. Da mochte der Rattenkönig aber wohl in einer anderen Gegend sein Wesen getrieben haben. Denn er hat viele Schlösser in allen Ländern unter den Bergen und zieht beinahe jedes Jahr auf ein anderes Schloß, wo er sich mit seinen Hofherren und Hofdamen erlustigt. Denn er lebt wie ein sehr vornehmer Herr, und der Großmogul und König von Frankreich kann keine besseren Tage haben, und die Königin von Antiochien hat sie nicht gehabt, die ihr Vermögen in Herzen von Paradiesvögeln und Gehirnen von Nachtigallen aufgefressen hat. Und das glaube nur nicht, daß dieser Rattenkönig und seine Freunde Nüsse und Weizenkörner und Milch je an ihren Schnabel bringen; nein, Zucker und Marzipan ist ihr tägliches Essen, und süßer Wein ist ihr Getränk, und leben besser als König Salomon und Feldhauptmann Holofernes.
Man vergleicht hier den Rattenkönig mit extravagant lebenden Adligen, die wohl auch zunehmend zu einer Plage für das Volk wurden, weil sie jegliche Verbindung zur lebendigen Natur verloren hatten und in einer künstlichen Welt lebten, die immer verrückter wurde. Das müssen wir hier nicht weiter erklären, aber interessant ist die Anspielung auf König Salomon, der als weisester aller Könige von Israel galt und schließlich doch von seiner Geliebten, der Mohrentocher und Königin von Saba, zur Anbetung von Götzen verführt wurde. Im Gegensatz dazu steht Feldhauptmann Holofernes, der nach vielem Rauben, Morden und Brandschatzen von einer Frau berauscht, betrogen und geköpft wurde. Aus symbolischer Sicht kann man hier bereits die weibliche Rolle von Mutter Natur ahnen, über die wir später noch sprechen wollen.
Nun ging Hans Burwitz wieder einmal nach Mitternacht in den Wald und war auf der Fuchslauer. Da hörte er aus der Ferne ein vielstimmiges und kreischendes Getöse, und immer klang mit heller Stimme heraus: »Birlibi! Birlibi! Birlibi!« Da erinnerte er sich des Märchens vom Rattenkönig Birlibi, das er oft gehört hatte, und er dachte: »Willst mal hingehen und zusehen, was es ist!« Denn er war ein beherzter Mann, der auch in der stockfinstersten Nacht keine Furcht kannte. Und er war schon auf dem Sprunge zu gehen, da bedachte er das Sprichwort: »Bleib weg, wo du nichts zu tun hast, so behältst du deine Nase!« Aber das »Birlibi« tönte ihm nach, solange er im Walde war. Und die andere Nacht und die dritte Nacht war es wieder ebenso. Er aber ließ sich nichts anfechten und sprach: »Laß den Teufel und sein Gesindel ihr tolles Wesen treiben, wie sie wollen! Sie können dem nichts tun, der sich nicht mit ihnen abgibt.« Wollte Gott, Hans hätte es immer so gehalten! Aber die vierte Nacht hat es ihn übermächtigt, und er ist wirklich in die bösen Stricke geraten.
Das klassische Feindbild der Natur war früher der Teufel, dessen Wesen von Goethe in seiner Faust-Dichtung auf vorzügliche Weise beschrieben wurde. Diese Verbindung zwischen Teufel und Mutter Natur findet man in vielen alten Märchen (z.B. „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“), und oft wird von der Großmutter des Teufels gesprochen. So könnte man den Teufel auch als ein Wesen bzw. Werkzeug der Natur betrachten, der die Menschen herausfordert. Dazu läßt Goethe auch Gott zum Teufel sprechen:
Ich habe deinesgleichen nie gehaßt.
Von allen Geistern, die verneinen,
ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.
Des Menschen Tätigkeit kann allzuleicht erschlaffen,
er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu,
Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen.
Und was ist der Ruf des Teufels? Hier heißt es »Birlibi!«, ein Begriff, den man mit unersättlicher Begierde und dem Ruf nach »Geld!« übersetzten könnte. Dahinter steht natürlich die Vorstellung von „Ich“ und „Mein“, die so tief in unserer menschlichen Erinnerung verankert ist, daß es wohl keinen Menschen gibt, der davon nicht irgendwann überwältigt wird. Von diesem „Ich-Wahn“ als ein Teil der Natur spricht auch der Teufel zu Faust in mystischen Worten:
Ich bin ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.
Es ist der Walpurgisabend gewesen, und seine Frau hat ihn gebeten, er möge diese Nacht nur nicht in den Wald gehen, denn es sei nicht geheuer, und alle Hexenmeister und Wettermacherinnen seien auf den Beinen, die können ihm was antun; denn in dieser Nacht, die das ganze höllische Heer loslasse, sei schon mancher Christenmensch zu Schaden gekommen. Aber er hat sie ausgelacht und hat es eine weibische Furcht genannt und ist seines gewöhnlichen Weges in den Wald gegangen, als die andern zu Bett waren. Da ist ihm aber der König Birlibi zu mächtig geworden.
Was ist die weibische Furcht? Wir glauben heute in unserer materialistischen Weltanschauung, die Natur sei eine tote Maschine und das Leben ist nur eine winzige Erscheinung im großen Universum auf einem winzigen Staubkörnchen, das wir Erde nennen. Und unser Wissen darüber steht auf vermeintlich verläßlichen Fundamenten wissenschaftlicher Erkenntnis über die Gesetzte der Natur. Wer sich hier noch vor Hexen und Geistern fürchtet, gilt als verrückt und sollte einen Psychiater aufsuchen. In diesem männischen Stolz hören wir nicht mehr auf die weibische Stimme der Intuition oder Vernunft, die überall in der Natur zu uns spricht und uns warnt. Im Gegenteil, wir lachen über solche Warnungen und gehen die eingefahrenen Wege unserer Gewohnheit. Und mittlerweile haben wir es fast völlig verlernt, die Stimme der Natur überhaupt noch zu hören. Was wollte uns die Natur sagen, als die Menschen zunehmend ihr dörfliches Leben aufgaben, in überfüllte Städte zogen und die Pest ausbrach? Was wollte uns die Natur sagen, als nach dem ersten Weltkrieg die spanische Grippe wütete? Und was will uns die Natur mit dem Aids-Virus sagen, mit Schweinegrippe, Rinderwahn, Geflügelpest, Corona, Allergien, Depressionen, Krebs, Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Suchterkrankungen und, und und...? Spätestens nach der Erkenntnis über die gesellschaftlichen Hintergründe von Aids, hätte man doch aufwachen sollen. Doch die meisten Wissenschaftler sehen in Krankheiten nur eine Herausforderung, irgendwelche Mittel zu erfinden und zu verkaufen, um die ungeliebten Auswirkungen zu bekämpfen. Über die tieferen Ursachen denken nur wenige nach. Kann man auf diese Weise die Natur besiegen? So gehen wir immer tiefer in den nächtlichen Wald, wo der Rattenkönig Birlibi regiert und der Ruf nach »Geld« erklingt, und glauben nicht an die Botschaft der Natur:
Anfangs war es diese Nacht im Walde eben wie die vorigen Nächte, es tosete und lärmte von fern, und das »Birlibi« klang hell darunter; und was über seinem Kopfe durch die Wipfel der Bäume schwirrte und pfiff und rauschte, das kümmerte Burwitz nicht viel, denn an Hexerei glaubte er gar nicht und sagte, es seien nur Nachtgeister, wovor dem Menschen graue, weil er sie nicht kenne, und allerlei Blendwerke und Gaukeleien der Finsternis, die dem nichts tun können, der keinen Glauben daran habe. Aber als es nun Mitternacht ward und die Glocke zwölf geschlagen hatte, da kam ein ganz anderes »Birlibi!« aus dem Walde hervor, daß Hansen die Haare auf dem Kopfe kribbelten und sauseten und er davonlaufen wollte. Aber die waren ihm zu geschwind, und er war bald mitten unter dem Haufen und konnte nicht mehr heraus.
Nun, die moderne Wissenschaft hat es über wenige Jahrhunderte wirklich erreicht, das Vertrauen in eine ganzheitlich beseelte Natur abzuschaffen und ein materialistisch-egozentrisches Weltbild aufzurichten, dem heute kaum noch jemand entkommen kann. Und warum Nacht und Dunkelheit? Weil es den Menschen heute zunehmend an innerem Licht und innerer Ruhe mangelt, denn sie suchen das Licht vor allem in äußerlich-materiellen Dingen und lieben den Lärm der Welt. Entsprechend nimmt auch die Volkskrankheit der Depression immer weiter zu:
Denn als es zwölf geschlagen hatte, tönte der ganze Wald mit einem Male wie von Trommeln und Pauken und Pfeifen und Trompeten, und es war so hell darin, als ob er plötzlich von vielen tausend Lampen und Kerzen erleuchtet worden wäre. Es war aber diese Nacht das große Hauptfest des Rattenkönigs, und alle seine Untertanen und Leute und Mannen und Vasallen waren zur Feier desselben aufgeboten. Und es schienen alle Bäume zu sausen und alle Büsche zu pfeifen und alle Felsen und Steine zu springen und zu tanzen, so daß Hansen entsetzlich bange ward. Aber als er weglaufen wollte, verrannten ihm so viele Tiere den Weg, daß er nicht durchkommen konnte und sich ergeben mußte, stehenzubleiben, wo er war. Es waren da die Füchse und die Marder und die Iltisse und Wiesel und Siebenschläfer und Murmeltiere und Hamster und Ratten und Mäuse in so zahlloser Menge, daß es schien, sie waren aus der ganzen Welt zu diesem Feste zusammengetrommelt. Sie liefen und sprangen und hüpften und tanzten durcheinander, als ob sie toll waren; sie standen aber alle auf den Hinterfüßen, und mit den Vorderfüßen trugen sie grüne Zweige aus Maien, und jubelten und toseten und heulten und kreischten und pfiffen jeder auf seine Weise. Kurz, es war das ganze leichte Diebsgesindel der Nacht beisammen und machten gar ein scheußliches Geläute und Gebimmel und Getümmel durcheinander. In den Lüften ging es ebenso wild als auf der Erde; da flogen die Eulen und Krähen und Käuze und Uhus und Fledermäuse und Mistkäfer bunt durcheinander und verkündigten mit ihren gellenden und kreischenden Kehlen und mit ihren summenden und schwirrenden Flügeln die Freude des hohen Tages.
Wunderbar! Und warum stand das „Diebsgesindel“ auf den Hinterfüßen? Auch das erinnert uns daran, daß es hier nicht um irgendwelche Feinde oder Schädlinge draußen in der Natur geht, sondern um unser menschliches Wesen mit all den tobenden Gedanken in unserem Inneren, die haltlos durcheinanderwirbeln. Solange wir unsere Gedanken nicht beherrschen können, regiert die Leidenschaft, die bekanntlich viel Leiden schafft:
Als Hans erschrocken und erstaunt sich mitten in dem Gewimmel und Geschwirr und Getöse befand und nicht wußte, wo aus noch ein, siehe, da leuchtete es mit einem Male heller auf, und nun sangen viele tausend Stimmen zugleich, daß es in fürchterlich grauslicher Feierlichkeit durch den Walde schallte und Hansen das Herz im Leibe bebte:
Macht auf! Macht auf! Macht auf die Pforten!
Und wallet her von allen Orten!
Geladen seid ihr allzugleich;
Der König ziehet durch sein Reich.
Ich bin der große Rattenkönig.
Komm her zu mir, hast du zu wenig!
Von Gold und Silber ist mein Haus,
Das Geld mess' ich mit Scheffeln aus.
Ja, das ist der Ruf unserer modernen Welt: „Ich teile das Geld in Scheffeln aus!“ Es gibt mittlerweile kaum noch einen Bereich in unserer Gesellschaft, der nicht vom Geld beherrscht wird. Kindergärten, Schulen und Universitäten müssen sich „rechnen“, und wir wollen sogar an unseren Kindern verdienen. Selbst Krankenhäuser und Pflegeheime arbeiten mittlerweile „wirtschaftlich“, und Patienten werden zunehmend als Mittel zum Zweck des Geldverdienens betrachtet. Auch die gesamte Wissenschaft wird fast nur noch vom Fördermittel-Dämon regiert, und dafür wird gern gelogen und betrogen. Denn überall, wo viel Geld eine Rolle spielt, herrschen auch Korruption, Betrug, Lüge und Blindheit.
Durch die Globalisierung der Wirtschaft kommt immer mehr Geld in die Hände immer weniger Menschen, von denen manche schon über ein „Privatvermögen“ von sage und schreibe 100 Milliarden Dollar verfügen. Man könnte sie die modernen Rattenkönige nennen, denn mit dem gleichen Geist, wie sie so viel Geld zusammengerafft haben, arbeiten sie auch damit und wollen als große Könige ihre Macht ausüben. Sicherlich versuchen sie damit auch Gutes in der Welt zu tun, aber ihr Wirken entspricht natürlich ihrem Geist und ihren eigennützigen Interessen. Sie sprechen zwar von wohltätigen „Stiftungen“, doch schon dieser Begriff erinnert an „Vor-schriften“ und „Diktate“. Doch das sind unsere großen Vorbilder im Leben, die Welt liebt sie und überall erklingt der jubelnde Ruf „Geld! Geld! Und noch mehr Geld!“, so daß sie als die Größten der Könige gefeiert werden:
So klang es im feierlichen und langsamen Gesange fort, und dann schallten immer wieder einzelne kreischende und gellende Stimmen mit widerlichem Laute darunter »Birlibi! Birlibi!« und die ganze Menge rief »Birlibi!« nach, daß es durch den Wald schallte. Und es war der Rattenkönig, welcher einhergezogen kam. Er war ungeheuer groß wie ein Mastochse und saß auf einem goldenen Wagen und hatte eine goldene Krone auf dem Haupte und hielt ein goldenes Zepter in der Hand, und neben ihm saß seine Königin und hatte auch eine goldene Krone auf und war so fett, daß sie glänzte; und sie hatten ihre langen kahlen Schwänze hinter sich zusammengeschlungen und spielten damit, denn ihnen war sehr wohlig zumute. Und diese Schwänze waren das Allerscheußlichste, was man da sah; aber der König und die Königin waren auch scheußlich genug. Und der Wagen, worin sie saßen, ward von sechs magern Wölfen gezogen, die mit den Zähnen fletschten, und zwei lange Kater standen als Heiducken (Plünderer bzw. Wegelagerer) hinten auf und hielten brennende Fackeln und miauten entsetzlich. Dem Rattenkönig und der Rattenkönigin war aber vor ihnen nicht bange, denn sie schienen hier zu gewaltige Herren und Könige über alle zu sein. Es gingen auch zwölf geschwinde Trommelschläger dem Wagen voran und trommelten. Das waren Hasen; die müssen die Trommel schlagen und andern Mut machen, weil sie selbst keinen haben.
Hier finden wir eine wunderbare Symbolik in Form eines Körperwagens mit einem fettgefressenem Paar, das aus einer männlichen und einer weiblichen Hälfte besteht, die miteinander spielen und eng verschlungen sind. Beide haben eine Krone auf und der Mann hält das Zepter. Eigentlich könnte man wieder an Geist und Natur als eine Einheit denken, wo die Vernunft regieren sollte. Doch von der Freßsucht überwältigt ist es nun mehr das gierige Ego, das zusammen mit der Unwissenheit die Krone trägt und regiert. Die Unwissenheit entsteht aus dem gedanklichen Verstand, der sich ohne die höhere Vernunft immer mehr in Illusion verliert, und ihre enge Verbindung mit dem Ichbewußtsein kann erfahrungsgemäß die schrecklichsten Gewalttaten hervorbringen, das Abscheulichste, was man auf Erden finden kann. Entsprechend wird der Wagen des Körpers, der eigentlich aus Gold ist - also eine gewisse Wahrheit verkörpert - von sechs hungrigen Wölfen gezogen, unter denen man die fünf Sinne mit dem Denken verstehen könnte. Die beiden hungrigen Kater könnten für Begierde und Haß stehen, die das Bewußtsein mit der Fackel der Leidenschaft nur in einem engbegrenzten Kreis erleuchten und entsetzlich über alles klagen, was ihnen nicht gefällt. Die zwölf Hasen, die dem Körperwagen vorangehen, erinnern an die zwölf Monate und die schnell vergängliche Zeit, die im Trommeltakt vergeht. Damit ist eine beständige Existenzangst verbunden, weil der Tod unaufhaltsam näherkommt. Und der Mut, den wir uns gegenseitig machen, besteht wohl darin, an einer materiellen Körperlichkeit festzuhalten, die man nicht festhalten kann.
Hansen war schon bange genug gewesen; jetzt aber, als er den Rattenkönig und die Rattenkönigin und die Wölfe und Kater und Hasen so miteinander sah, da schauderte ihm die Haut auf dem ganzen Leibe, und sein sonst so tapferes Herz wollte fast verzagen, und er sprach bei sich: »Hier mag der Henker länger bleiben, wo alles so wider die Natur geht! Ich habe auch wohl von Wundern gelesen und gehört; aber sie gingen doch immer etwas natürlich zu. Daß dies aber buntes Teufelsspiel ist und teuflisches Pack, sieht man wohl. Wer nur heraus wäre!«
Nun, wenn man irgendwann beginnt, aufzuwachen, in sein Inneres zu schauen und das eigene tierische Wesen erkennt, wird man gewöhnlich von schauderhafter Verzweiflung ergriffen. Man will es zunächst nicht glauben, daß die eigene Natur so teuflisch bzw. dämonisch sein kann und möchte damit nichts zu tun haben. Man glaubt, sich davon fernhalten und einfach weiterleben zu können. Doch das, was man dort sieht, ist ein Teil unseres natürlichen Wesens und damit auch ein Teil der ganzen Natur. So geht auch das obige Zitate von Goethe über den „Geist, der stets verneint“ wie folgt weiter:
Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt
Gewöhnlich für ein Ganzes hält-
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war
Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt,
Verhaftet an den Körpern klebt.
Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön,
Ein Körper hemmt's auf seinem Gange;
So, hoff ich, dauert es nicht lange,
Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn.
Die Weisen der alten Religionen sagen: Diese Herausforderung anzunehmen, ist die größte Aufgabe im Leben, und der Sieg ist der größte Sieg, den man überhaupt erreichen kann. Das ist der eigentliche Sinne und Zweck, warum uns Mutter Natur beständig mit Krankheiten, Schädlingen und sonstigen Sorgen bedrängt, damit wir endlich aufwachen und nach den wahren Ursachen in unserem Inneren suchen. Damit beginnt nun ein harter Kampf gegen unser tierisches Wesen, das sich aus Egoismus und Unwissenheit mit Hilfe der fünf Sinne, dem Denken, der Begierde und dem Haß zu einem Körper gebildet hat, der ständig von Tod und Vergänglichkeit bedroht wird. Von diesem körperlichen Wesen sind wir gewöhnlich so abhängig, daß es kein Halten gibt, wenn die Leidenschaft ruft:
Und Hans machte noch einen Versuch, sich heraus zu drängen; aber der Zug brauste immer frisch fort durch den Wald, und Hans mußte mit. So ging es, bis sie an eine äußerste Ecke des Waldes kamen. Da war ein offenes Feld und hielten viele hundert Wagen, die mit Speck und Fleisch und Korn und Nüssen und anderen Eßwaren beladen waren. Einen jeden Wagen fuhr ein Bauer mit seinen Pferden, und die Bauern trugen die Säcke Korn und das Speck und die Schinken und Mettwürste und was sie sonst geladen, hinab in den Wald, und als sie Hans Burwitz stehen sahen, riefen sie ihm zu: »Komm! Hilf auch tragen!« Und Hans ging hin und lud mit ab und trug mit ihnen; er war aber so verwirrt, daß er nicht wußte, was er tat. Es deuchte ihm aber in dem Zwielichte, als sehe er unter den Bauern bekannte Gesichter, und unter andern den Schulzen aus Krakvitz und den Schmied aus Casnevitz. Er ließ sich aber nichts merken, und jene taten auch wie unbekannte Leute. Mit den Bauern aber hatte es die Bewandtnis: Sie hatten sich dem Rattenkönig und seinem Anhange zum Dienst ergeben und mußten ihnen in der Walpurgisnacht, wo des Rattenkönigs großes Fest steht, immer den Raub zu dem Walde fahren, den Rattenkönigs Untertanen einzeln aus allen Orten der Welt zusammengemaust und zusammengestohlen hatten.
Wer sind die Diener der Rattenkönige, die ihnen den fetten Reichtum zutragen? Wie kann man mit „Software“ oder „Face-Book“ in wenigen Jahren zum reichsten Mann der Welt werden? Mit ordentlicher Arbeit schafft man das sicherlich nicht. Das Schlüsselwort ist Werbung und der Verkauf entsprechender Daten. (Wer über diesen weltweiten Sumpf mehr erfahren möchte, dem sei das Buch „Das Internet muss weg: Eine Abrechnung“ von Schlecky Silberstein empfohlen.) Der Werbung dienen heutzutage mehr oder weniger direkt alle öffentlichen Medien, und das Volk folgt zwanghaft der Werbung und den damit verbundenen Visionen und Versprechungen. Zunächst kann man daran nichts Schlimmes finden. Warum sollte man ein gutes Produkt nicht anpreisen? Doch im Hintergrund dreht sich natürlich alles wieder um das Geld, und wie gesagt, wo viel Geld eine Rolle spielt, herrschen Korruption, Betrug, Lüge und Blindheit. Davon ernährt sich das gierige Ego, und die höhere Vernunft verschwindet:
Und Hans kam nun auch ganz unschuldig dazu und wußte nicht wie. Sowie die Säcke und das andere in den Wald getragen wurden, war das wilde Diebsgesindel darüber her, und es ging Grips! Graps! und Rips! Raps! hast du mir nicht gesehen, und jeder griff zu und schleppte sein Teil fort, so daß ihrer immer weniger wurden. Der König aber hielt noch da in seinem hohen und prächtigen Wagen, und es tanzten und toseten und lärmten noch einige um ihn. Als aber alle Wagen abgeladen waren, da kamen wohl hundert große Ratten und gossen Gold aus Scheffeln auf das Feld und auf den Weg und sangen dazu:
Hände her! Mützen her!
Wer will mehr? Wer will mehr?
Lustig! Lustig! Heut geht's toll,
Lustig! Händ' und Mützen voll!
Und die Bauern fielen wie die hungrigen Raben über das ausgeschüttete Gold her und griffelten und graffelten und drängten und stießen sich, und jeder raffte so viel auf von dem roten Raube, als er habhaft werden konnte, und Hans war auch nicht faul und griff rüstig mit zu. Und als sie in bester Arbeit waren wie Tauben, worunter man Erbsen geworfen, siehe, da krähte der Morgenhahn, wo das heidnische und höllische Reich auf der Erde keine Macht mehr hat - und in einem hui war alles verschwunden, als wäre es nur ein Traum gewesen, und Hans stand ganz allein da am Walde. Und der Morgen brach an, und er ging mit schwerem Herzen nach Hause. Er hatte aber auch schwere Taschen und schönes rotes Gold darin; das schüttete er nicht aus. Seine Frau war ganz ängstlich geworden, daß er so spät nach Hause kam, und sie erschrak, als sie ihn so bleich und verstört sah, und fragte ihn allerlei. Er aber fertigte sie nach seiner Gewohnheit mit Scherz ab und sagte ihr nicht ein Sterbenswörtchen von dem, was er gesehen und gehört hatte.
Warum wird der Mensch so schnell von der Begierde überwältigt? Gold oder Geld ist doch eigentlich weder gut noch schlecht, oder wie William Shakespeare schrieb: „An sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken macht es erst dazu.“ Damit werden unsere Gedanken zu einer gestalterischen Kraft, und man könnte sogar sagen: Geld ist nur ein menschliches Gedankenkonstrukt, wobei das Gold zu dem „roten Gold“ der brennenden Leidenschaft wird. Damit kommt ein geistiges Phänomen ins Spiel, das wir Begierde und sogar Sucht nennen. Gerade unsere moderne Welt ist zunehmend voller Süchte, nicht nur nach Geld, Alkohol, Drogen und Sex, sondern in fast allen Bereichen der Gesellschaft. Und die größte Sucht, die wir pflegen, ist das „Ich“. Ein Alkoholiker kann sich zumindest noch ein Leben ohne Alkohol vorstellen. Aber welcher Mensch kann sich noch vorstellen, ohne „Ich“ zu leben? So tief ist diese Ich-Sucht in uns verankert und bestimmt gewöhnlich alles in unserem Leben, auch wenn die höhere Vernunft dagegen steht. Damit leben wir in dunkler Nacht, fallen von einem Traum in den nächsten und belügen uns selbst. Und wie das Märchen sagt: Wir könnten die Augen öffnen und aus diesem Traum erwachen, aber dafür müßten wir das schöne rote Gold in unseren Taschen zurücklassen. Auch hier kommt wieder die Natur als weiblicher Aspekt des Geistes ins Spiel, beobachtet uns besorgt und stellt viele Fragen, die wir aus gewohntem Stolz nicht beantworten wollen und soweit wie möglich ignorieren.
Hans zählte sein Gold - es war ein hübsches Häuflein Dukaten - legte es in den Kasten und ging die ersten Monate nach diesem Abenteuer nicht in den Wald. Er hatte ein heimliches Grauen davor. Dann vergaß er, wie es dem Menschen geht, die Walpurgisnacht und ihr schauerliches und greuliches Getümmel allmählich und ging nach wie vor im Mond- und Sternenschein auf seinen Fuchs- und Marderfang. Von dem Rattenkönig und seinem Birlibi sah und hörte er nichts mehr und dachte zuletzt selten daran. Aber als es gegen den Frühling ging, veränderte sich alles; er hörte zuweilen um die Mitternacht wieder das »Birlibi« klingen, daß seine mattesten Haare auf dem Kopfe ihm lebendig wurden, und lief dann zwar immer geschwinde aus dem Walde, hatte aber dabei doch seine heimlichen Gedanken auf die Walpurgisnacht; und weil das, was die Menschen bei Tage denken, ihnen bei Nacht im Traume wiederkommt und allerlei spielt und spiegelt und gaukelt, so blieb auch der Rattenkönig mit seiner Nachtgaukelei nicht aus, und Hans träumte oft, als stehe der Rattenkönig vor seiner Türe und klopfe an; und er machte ihm dann auf und sah ihn leibhaftig, wie er damals in dem Wagen gesessen, und er war nun ganz von lauterem Golde und auch nicht so häßlich, als er ihm damals vorgekommen, und Rattenkönig sang ihm mit der allersüßesten Stimme, von der man nicht glauben wollte, daß eine Rattenkehle sie haben könnte, den Vers vor:
Ich bin der große Rattenkönig.
Komm her zu mir, hast du zu wenig!
Von Gold und Silber ist mein Haus,
Das Geld mess' ich mit Scheffeln aus
Und dann kam er dicht zu ihm heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Du kommst doch wieder zur Walpurgisnacht, Hans Burwitz, und hilfst Säcke tragen und holst dir deine Taschen voll Dukaten?«
Hier wird auf vorzügliche Weise das Thema „Traum“ betrachtet. Am Anfang steht die Vorstellung von „Ich“ und „Mein“ in Gestalt des persönlichen Besitzes. Daraus folgt Existenzangst und ein Kampf gegen alle Feinde, die den persönlichen Besitz bedrohen. So lebt man irgendwann in einer Gedankenwelt wie in einem Traumzustand und gewöhnt sich immer mehr daran. Durch die Brille der Gedanken sieht man eine entsprechende Welt, und ein sogenanntes Weltbild entsteht. Und wenn wir mal ehrlich zu uns sind, wissen wir alle, daß diese uferlose Gier nach immer mehr Reichtum in dieser Welt nicht gut gehen kann. Und doch sind wir bereits so sehr der Sucht verfallen und daran gewöhnt, daß kaum noch jemand dem Ruf nach »Geld!« widerstehen kann:
Zwar hatte Hans, wann er aus solchen Träumen erwachte, neben der Freude über das Gold immer ein Grauen, und er sprach dann wohl: »Warte nur, Prinz Birlibi, ich komme dir nicht zu deinem Feste!« Aber es ging ihm, wie es andern Leuten auch gegangen ist, und das alte Sprichwort sollte an ihm auch wahr werden: Wen der Teufel erst an einem Faden hat, den führt er auch bald am Strick. Genug, je näher die Walpurgisnacht kam, desto mehr wuchs in Hans die Gier, auch dabei zu sein. Doch nahm er sich fest vor, dem Bösen diesmal nicht den Willen zu tun, und ging den Walpurgisabend auch glücklich mit seiner Frau zu Bett. Aber er konnte nicht einschlafen; die Wagen mit den Säcken und die Bauern und die großen Ratten, die das Gold aus Scheffeln auf den Boden schütteten, fielen ihm immer wieder ein, und er konnte es nicht länger aushalten im Bette, er mußte aufstehen und sich von der Frau fortschleichen und in den finstern Wald laufen. Und da hat er diese zweite Nacht ebenso wieder erlebt als das erste Mal. Er hatte sich ein Säckchen mitgenommen für das Gold und hatte auch viel reichlicher eingesammelt als das vorige Jahr.
Warum ist gerade unsere moderne Welt so sehr von Sucht bedroht? Nun, zum einen entfernen wir uns immer mehr von der Natur, oder wie es im Märchen heißt: Wir schleichen uns von der Frau fort. Zum anderen werden immer mehr natürliche Grenzen gesprengt, die für eine natürliche Zügelung der Begierde sorgen, wie es im Tier- und Pflanzenreich Normalität ist. Dort kann man nur bestimmte Mengen an Vorräten anlegen und nach Zeiten des Überflusses gibt es immer wieder Zeiten des Mangels. So funktioniert die Natur in einem riesigen Organismus und sorgt dafür, daß die vielfältigen Lebenssysteme in einem gewissen Gleichgewicht bleiben. Denn die Grundlage jeglichen Lebens sind sensible Gleichgewichte, und was sein Gleichgewicht verliert, das stirbt. Nun glaubt der moderne Mensch, daß man dies alles mit Wissenschaft berechnen und so beherrschen kann, daß es zum eigenen Vorteil nutzbar ist. Dazu wurde über mehrere Jahrhunderte ein materialistisch-egozentrisches Weltbild propagiert, das die Natur in eine tote Maschine wandelt und den Egoismus immer intensiver entwickelt. Das große Vertrauen in eine geistige Welt, wie es die alten Religionen noch hatten, verschwindet. Entsprechend nimmt die Existenzangst zu und wird zusammen mit dem Egoismus zur Basis einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung, in der die Sucht eine wichtige Rolle spielt, und gern werden die Menschen zu suchtabhängigen Konsumenten gemacht. Wie kommt man da wieder heraus?
Nun deuchte ihm, er habe des Goldes genug, und er tat einen hohen Schwur, er wolle sich nimmer wieder in die Versuchung geben und auch nie wieder in den Wald gehen. Und er hat den Schwur gehalten und sich selbst überwunden, daß er nicht in den Wald gegangen ist und keine Walpurgisnacht wieder mitgehalten hat, so oft ihm auch noch von dem Birlibi und dem goldenen Rattenkönige geträumt hat. Er hat das aber nicht in seinem Herzen sitzen lassen, sondern hat es mit eifrigem Gebet wieder ausgetrieben und den Bösen endlich müde gemacht, daß er von ihm gewichen ist. So war manches Jahr vergangen, und Hans hieß ein sehr reicher Mann. Er hatte sich für seine Dukaten Dörfer und Güter gekauft und war ein Herr geworden. Es munkelte zwar unter den Leuten, es gehe nicht mit rechten Dingen zu mit seinem Reichtum; aber keiner konnte ihm das beweisen. Doch schließlich kam der Beweis.
Nun, der erste Schritt ist natürlich, daß man den teuflischen Wahn erkennt und versucht, sich zu zügeln und die Sucht zu überwinden. Das ist vor allem ein geistiger Kampf gegen die angesammelte Erinnerung und die verführerischen Gedanken. Dafür hatte man früher noch das große Heilmittel des Gebetes. Was heißt Beten? Heutzutage wird dieser Begriff gern mit Bitten verwechselt, also: Ich möchte gern dies oder das... Doch eigentlich geht es beim Beten mehr darum, die Vorstellung von „Ich“ und „Mein“ aufzulösen und sich selbst mit einem ganzheitlichen Wesen zu verbinden. Deshalb heißt es im Vaterunser: „Dein Wille geschehe...“ Damit wird das Grundübel aller Süchte angegriffen, nämlich die Ich-Sucht. Bis heute gibt es praktisch kein besseres Mittel gegen Sucht, und so wird für Alkoholiker immer noch das „Zwölf-Schritte-Programm“ zum Gottvertrauen als wirksamste Methode empfohlen. Und danach? Können wir dann einfach so weiterleben, wie zuvor?
Der Böse lauerte auf den armen Mann, an dem er schon einige Macht gewonnen hatte. Er war ergrimmt auf ihn, weil er von seinen hohen Festen in der Walpurgisnacht ganz ausblieb, und als Hans einmal wieder mit sündlicher Lüsternheit an das Goldsammeln gedacht und darüber das Abendgebet vergessen, auch einige unchristliche Flüche über eine Kleinigkeit getan hatte, hat er mit seinem Gesindel hervorbrechen können, und Hans hat nun gelernt, was das goldene Spielwerk des Königs Birlibi eigentlich auf sich habe. Seit dieser Zeit hat Hans weder Stern noch Glück mehr in seiner Wirtschaft gehabt. Wieviel er sich auch abmattete, er konnte nichts mehr voranbringen, sondern es ging von Tage zu Tage mehr rückwärts. Seine ärgsten Feinde aber waren die Mäuse, die ihm im Felde und in den Scheunen das Korn auffraßen, die Wiesel, Ratten und Marder, die ihm die Hühner, Enten und Tauben abschlachteten, die Füchse und Wölfe, die seine Lämmer, Schafe, Füllen und Kälber holten. Kurz, das Gesindel hat es so arg gemacht, daß Hans in wenigen Jahren um Güter und Höfe, um Pferde und Rinder, um Schafe und Kälber gekommen ist und zuletzt nicht ein einziges Huhn mehr hat sein nennen können. Er hat als ein armer Mann mit dem Stock in der Hand nebst Weib und Kindern von Haus und Hof gehen und sich auf seinen alten Tagen als Tagelöhner ernähren müssen.
Das ist sicherlich nicht das Happy-End, das wir uns nach einem langen Kampf gegen Begierde und Sucht vorstellen. Und doch sind es die Erfahrungen, die früher viele Menschen auf diesem Weg gemacht und in solchen Geschichten überliefert haben. Die Frage ist: Kann man nach einer überstandenen Krise einfach so weiterleben, wie zuvor? Nun, solange die grundlegenden Ursachen nicht beseitigt wurden, wird man natürlich immer wieder und sogar immer schneller in solche Krisen fallen. Denn die Ursachen für unsere Leiden in dieser Welt sind unvergleichlich tief in unserem geistigen Wesen verankert. Wer das Feindbild der Natur einmal in sich eingeprägt und angesammelt hat, sieht in der Natur das Böse und wird davon noch lange verfolgt. Denn wer sich die Natur zum Feind macht, macht sich das Leben zum Feind und muß am Ende alles verlieren. Das wußten die Menschen schon seit langer Zeit, doch die moderne Wissenschaft glaubt nicht daran, und so gehen wir wieder diesen schrecklichen Weg, machen die Natur zum Feind und kämpfen blind gegen ungeliebte Kräuter, Insekten, Würmer, Bakterien und Viren, mit denen Mutter Natur versucht, eine tödlich-sterile Monokultur zu verhindern und das natürliche Gleichgewicht auf dieser Erde aufrechtzuerhalten. Als könnte man Krankheit, Alter und Tod mit viel Geld besiegen. Was für ein Wahnsinn?
Dieses Thema der egoistischen Feindschaft mit der eigenen Umwelt spricht auch die Bibel an und lehrt:
Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar. Und so jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel. Und so dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir abborgen will.
Ihr habt gehört, daß gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.« Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht die Zöllner auch also?
Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist. [Matthäus 5.38]
Und wie sich eine Gesellschaft entwickelt, die nicht friedlich mit der Natur leben kann, sondern die egoistische Feindschaft fördert und pflegt, wurde schon in den uralten indischen Puranas für das dunkle Kali-Zeitalter vorausgesagt:
Charakteristisch für das Kali-Zeitalter sind Gewalt, Eifersucht, Falschheit, Täuschung und Verfall der Askese. Dadurch schwindet das Dharma (die Tugend und Gerechtigkeit), und es ist zweifelhaft, ob die Menschen ihren Lebensunterhalt selbst mit großer geistiger und körperlicher Anstrengung oder Gebeten noch erlangen können. Im Kali-Zeitalter herrschen fatale Krankheiten und beständige Angst vor dem Hunger. Es herrscht eine schreckliche Furcht vor Trockenheit, und die geistige Sicht ist trüb und ins Gegenteil verkehrt. Die autoritäre Weisheit der heiligen Schriften wird nicht mehr geachtet... Wenn das Zeitalter fortschreitet, verwalten Diebe und Räuber die Königreiche, und die Könige betätigen sich wie Diebe und Räuber. Die Diener haben keine Liebe, Freundschaft und Loyalität mehr (zu ihren Herren). Frauen werden unkeusch und desinteressiert an heiligen Riten, lieben Wein und Fleisch und greifen zu betrügerischen Mitteln... Im Kali-Zeitalter werden die Menschen zunehmend zu Händlern, die ihre Käufer mit falschen Maßen betrügen. Die Gesellschaft wimmelt von gottlosen Menschen voll Betrug, unheilsamer Taten und untugendhaftem Verhalten. Die Männer werden in der Minderheit sein und die Frauen überlegen. Die Leute werden übermäßig betteln, zu viel Fleisch essen, harte Worte benutzen und unaufrichtig und eifersüchtig sein. Keiner hilft den anderen, auch wenn man selbst Hilfe empfangen hat. Die Menschen werden müde und schwach, und wenden sich bedenkenlos den Taten zu, die ihren eigenen Untergang verursachen... Im wilden Kampf bringen sich die Menschen gegenseitig um und denken, damit ihre Ziele zu erreichen. In Sorgen versunken sterben sie vorzeitig, Königreiche vergehen, und Krankheit, Wahn, Depression, Unzufriedenheit und Trägheit übernehmen die Herrschaft... Nur wenige Menschen überleben diese Zeit, hier und dort auf der Erde verstreut. Wenn sie in Gruppen zusammenkommen, tritt ihr Wesen hervor, und sie hassen und verletzen sich gegenseitig. Es herrscht Anarchie als Ergebnis des Kali-Zeitalters, und voller Zweifel und innerer Spannung werden die Untertanen überall von Angst regiert. Höchst gequält und erschöpft versuchen sie, ihr selbstsüchtiges Leben zu retten, verlassen Frau, Kinder und Haus, werden immer unglücklicher und sterben... Doch in ihrer größten Verzweiflung und Gleichgültigkeit gegenüber der äußeren Welt beginnen sie, nach innen zu schauen. Und während sie nach innen schauen, erreichen sie einen Zustand des Gleichmutes. Vom Gleichmut werden sie erleuchtet, durch Erleuchtung erkennen sie das Göttliche und werden fromm. Und sobald die Personen, die das Ende des Kali-Zeitalters überlebt haben, diese Erleuchtung erreichen, verwandelt sich das Zeitalter an einem einzigen Tag. Sobald ihr Geist entzaubert wurde, beginnt durch die Macht des unvermeidlichen Schicksals das goldene Krita-Zeitalter. [Vayu Purana 1.58]
Und ein ähnliches Ende nimmt nun auch im Kleinen unser Bauer im Märchen:
Da hat er oft die Geschichte erzählt, wie er zu dem Reichtum gekommen und aus dem Bauern ein Edelmann geworden ist, und hat Gott gedankt, daß er Ratten und Mäuse als seine Bekehrer geschickt und ihn so arm gemacht hat. »Denn sonst«, hat der arme Mann gesagt, »Wäre ich wohl nicht in den Himmel gekommen, und der Teufel hätte seine Macht an mir behalten, und ich hätte dort jenseits endlich auch nach des Rattenkönigs Pfeife tanzen müssen.« Das hat er auch dabei erzählt, daß solches Gold, das man auf eine so wundersame und heimliche Weise gewinne, doch keinen Segen in sich habe; denn ihm sei bei allen seinen Schätzen doch nie so wohl ums Herz gewesen als nachher in der bittersten Armut. Ja, er sei ein elenderer Mann gewesen, da er als Junker mit Sechsen gefahren, als nachher, da er oft froh gewesen, wenn er des Abends nur Salz und Kartoffeln gehabt habe. [Ernst Moritz Arndt, 1818]
Das ist wohl eine Erlösung, die sich ein materialistisch orientierter Mensch nicht einmal vorstellen kann, weil er kein geistiges Leben kennt und diesen höheren Sinn in der Natur nicht sehen will. Doch früher wußte man davon, und so heißt es in der Bibel:
Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme. [Matthäus 20.23]
Selig sind die Armen im Geist, denn ihnen ist das Himmelreich. [Matthäus 5.3]
Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden. Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse? [Matthäus 16.24]
»Sie sind reich geworden an allen Tugenden«, also steht geschrieben. Fürwahr, das kann nimmer geschehen, man werde denn zuvor arm an allen Dingen. Wer alle Dinge empfangen will, der muß auch alle Dinge hergeben. Das ist ein gerechter Handel und ein gleichwertiger Austausch, wie ich lange vorauf einmal sagte. Darum, weil Gott sich selbst und alle Dinge uns zu freiem Eigen geben will, darum will er uns alles Eigentum ganz und gar benehmen. Ja, fürwahr, Gott will durchaus nicht, daß wir auch nur so viel Eigenes besitzen, wie mir in meinen Augen liegen könnte. Denn alle die Gaben, die er uns je gegeben hat, sowohl Gaben der Natur wie Gaben der Gnade, gab er nie in anderem Willen als in dem, daß wir nichts zu eigen besitzen sollten; und derart zu eigen hat er weder seiner Mutter noch irgendeinem Menschen oder sonst einer Kreatur etwas gegeben in irgendeiner Weise. Und um uns zu belehren und uns damit zu versehen, darum nimmt er uns oft beides, leibliches und geistiges Gut. Denn der Besitz der Ehre soll nicht unser sein, sondern nur ihm. Wir vielmehr sollen alle Dinge (nur so) haben, als ob sie uns geliehen seien und nicht gegeben, ohne jeden Eigenbesitz, es sei Leib oder Seele, Sinne, Kräfte, äußeres Gut oder Ehre, Freunde, Verwandte, Haus, Hof und alle Dinge. [Meister Eckhart, Traktate 23]
Was ist das für ein Reichtum in der Armut? Es ist nichts anderes, als das Ende der materiellen Körperlichkeit und des Ichbewußtseins, die Auflösung der Idee von „Ich“ und die „Anderen“, ein reines Bewußtsein und ein vollkommenes Eins-Sein mit allem. Könnte es einen größeren Reichtum geben? Sicherlich, in unserem materialistisch-egozentrischen Weltbild ist das völlig unmöglich. Doch wenn man sich die gegenwärtige Entwicklung in der Welt mit offenen Augen anschaut, gibt es doch zunehmende Zweifel an diesem Weltbild. Die Kulissen sehen noch einigermaßen freundlich aus, doch sie bröckeln immer mehr und dahinter findet man einen äußerst schrecklichen Sumpf, wo nur noch drei Begriffe regieren: GELD-MACHT-BLIND. Und wenn wir so weiter machen, wird man in einigen Jahrhunderten vom dunklen Zeitalter des wissenschaftlichen Materialismus sprechen und wie egoistisch, gierig und blind die Menschen damals waren.
Sklaven des Geldes, Quelle: Satirische Illustrationen von Al Margen
Mit den Gesetzen der Natur werden wir sicherlich leben müssen. Solange es Geburt gibt, wird es Alter, Krankheit und Tod in der Natur geben, und mit keinem Geld der Welt kann man sie besiegen. Sind wir also Sklaven der Natur? Nein, wir haben Freiheit, und zwar die Freiheit des Denkens. Die Gedanken haben eine gestalterische Kraft, und es liegt an uns, wie wir damit diese Welt betrachten. Wollen wir Teilchen sehen, dann sehen wir Teilchen, wollen wir Wellen sehen, dann sehen wir Wellen. Das wußten die Menschen schon früher, und die Quantenphysik hat es sogar wissenschaftlich bestätigt. Damit haben wir die Freiheit zu entscheiden, ob wir einem materialistisch-egozentrischen Weltbild folgen und tote Teilchen sehen, oder einem ganzheitlich-beseelten Weltbild und lebendige Wellen sehen. Der wichtigste Unterschied besteht darin, daß man Teilchen festhalten und besitzen kann, aber Wellen nicht. Das ist des Pudels Kern und die Freiheit des Denkens. Betrachtet man das Geld als Teilchen führt es zu egoistischer Besitzgier und Investruinen, wird das Geld als Welle betrachtet, dann kommt und geht es in einem ganzheitlichen wirtschaftlichen Prozeß und kann sogar zur Quelle lebendiger Kreativität werden. Denn auch das Geld ist weder gut noch schlecht, nur unser Denken macht es dazu. Das gleiche gilt für alles andere, wie auch für Viren: Betrachtet man einen gefährlichen Virus als Teilchen, prägt er sich als ewiger Feind ins Denken ein, wird der Virus als Welle betrachtet, kommt und geht er im Prozeß einer ganzheitlich-lebendigen Natur, wo er seine Aufgabe erfüllt, sich ständig verwandelt und nicht einmal einen besonderen Namen benötigt. Das Gleiche trifft für unseren eigenen Körper zu, der auch mehr einer Welle gleicht als einem Teilchen. Das weiß die moderne Wissenschaft seit fast hundert Jahren, doch die meisten Wissenschaftler sind immer noch Materialisten des 19. Jahrhunderts und lieben ihre toten Teilchen über alles, vermutlich, weil man sie so schön zählen und festhalten kann wie das geliebte Geld.
„Hört auf die Wissenschaftler!“ Das fordert gegenwärtig unsere Jungendbewegung „Fridays for Future“, um mit einer besseren Klimapolitik, die „an den Erkenntnissen der Wissenschaft orientiert ist“, eine lebenswerte Zukunft zu bewahren. Das ist gut und dringend nötig! Doch auf welche Wissenschaftler soll man hören? Es gibt mittlerweile so viele „Wölfe im Schafspelz“, die sich als Wissenschaftler bezeichnen, aber eigentlich Geldschaftler und Fördermittelsklaven sind. Und das Beste, was ihnen zum Umweltschutz einfällt, sind Steuererhöhungen und Ablaßhandel. Liebe Jugend, schaut bitte genau hin, welchen Wissenschaftlern und Politikern ihr eure Zukunft anvertraut. Wollt ihr wirklich auf die „Teilchen-Jäger“ hören, die ihre Seele an die Rattenkönige verkaufen? Bedenkt es gut! Wie könnte man mit dem Glauben, daß unser Leben aus toten Materieteilchen ent- und besteht, jemals fähig sein, das sensible Gleichgewicht einer lebenswerten Natur zu bewahren? Wer die Natur grundsätzlich als etwas Totes betrachtet, kann niemals ihre Lebendigkeit beschützen. Darüber hinaus gibt es zunehmend Wissenschaftler, die dem Ruf nach »Birlibi« folgen anstatt nach Wahrheit zu suchen, sich an die Medien verkaufen und für politische Zwecke einspannen und vom Rattenkönig bezahlen lassen. Dann heißt es: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!“ Und was kommt dabei heraus?
Sehr geehrte Theaterfreunde! Im März 2020 erlebten wir die Premiere einer milliardenschweren Produktion des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und Rundfunks unter der Leitung führender Politiker und Wissenschaftler. Mittlerweile ist auch das Drehbuch (Originallink) zu dieser Inszenierung im Mitspiel-Theater veröffentlicht, in dem bereits darauf hingewiesen wurde, daß diese Produktion „für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland die größte Herausforderung seit dem Ende des zweiten Weltkrieges“ sei. Über die große Herausforderung für die mitspielenden Zuschauer dachte man offenbar wenig nach. Die Hauptrolle spielt ein bis dahin wenig bekannter Schauspieler namens „Covid“. Das Thema des Theaterstücks, das zum Titel „Die Verschwörung“ führte, wurde von Mephisto in Goethes Faust kurz zusammengefaßt:
In jeder Art seid ihr verloren;
Die Elemente sind mit uns verschworen,
Und auf Vernichtung läuft's hinaus.
Die ersten Reaktionen unter den Zuschauern und Kritikern waren durchaus erfolgversprechend, und nur manche meinten: „Zu viel Horror und zu wenig vernünftige Botschaft.“ Doch schon nach wenigen Wochen nahm die Zahl der infizierten Zuschauer drastisch ab. Ein Mitarbeiter des Produktionsteams meldete akute Zweifel an und erklärte, daß der Schaden dieser Produktion jeglichen Nutzen weit überschreiten wird und man die Inszenierung sofort abbrechen sollte. Das war wohl eine große Frechheit, in einer Horror-Aufführung von Verhältnismäßigkeit und vielleicht sogar Vernunft zu sprechen! Er wurde auch unverzüglich vom Produktionsteam suspendiert, denn das Drehbuch erlaubt kein Zurück, und man versuchte nun, die Zahl der infizierten Zuschauer durch eine Erhöhung des Werbe-Budgets drastisch zu steigern. Doch die Zahl fiel unbeeindruckt immer weiter. Gleichzeitig begannen die Praktiker der „Verschwörung“ immer mehr auf die Theoretiker zu schimpfen, die einfach zu viel nachdachten und in diesem Theaterstück nicht mehr mitspielen wollten. Ein regelrechter Krieg brach aus zwischen „Verschwörungspraktikern“ und „Verschwörungstheoretikern“. Und um den Horror des Stückes weiter zu erhöhen, wurde nun jede Menge Angst aus anderen Ländern importiert, die dort relativ billig zu haben war. Das verlangte auch das Drehbuch, in dem es wortwörtlich heißt: „Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden.“ Auch die Kinder dürfen hier als Mitspieler nicht verschont werden, und das Drehbuch sagt wörtlich: „Kinder werden kaum unter der Epidemie leiden“: Falsch! (Das heißt, so etwas darf man öffentlich nicht sagen. Die Propaganda muß lauten:) „Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“ Also liebe Kinder, ab jetzt werdet ihr als potentielle Mörder eurer Eltern und Großeltern betrachtet, sobald ihr mit ihnen kuschelt oder kusselt, vielleicht reicht sogar ein Anhauchen oder die Berührung mit ungewaschenen Händen aus! Solche teuflische Gedanken können eigentlich nur Menschen in Kinderköpfe impfen, die selbst keine Kinder haben. Ist das nicht wahnsinnig schrecklich? Ja, immer mehr Theaterkritiker befürchten mittlerweile, daß diese wahnsinnige Horror-Produktion ein schreckliches Desaster werden wird...
Karl-Marx schrieb bereits 1867: Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. [Marx, Das Kapital I]
So möchten wir zum Abschluß noch einen kleinen Blick hinter die erwähnten Kulissen werfen. Die folgende Reportage „Die WHO am Bettelstab: Was gesund ist, bestimmt Bill Gates“ wurde zwar schon 2017 vom SWR2 (Südwestrundfunk als Teil der ARD) veröffentlicht, doch vermutlich hat sich seitdem die Lage nicht wesentlich gebessert, im Gegenteil, es scheint noch viel schlimmer zu sein. Denn heute getraut sich kein öffentlich-rechtlicher Sender mehr, so ehrlich über die schrecklichen Mißstände hintern den Kulissen zu berichten.
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• Die Erbsenprobe / Prinzessin auf der Erbse - (Thema: Natürliche Sensibilität)
• Die sieben Schwaben - (Thema: Corona-Hysterie, Das Wesen der Angst)
• Daumesdick / Däumling - (Thema: Was ist die Seele? Stimmt unser Weltbild?)
• Die Kristallkugel / Vom Schloß der goldenen Sonne - (Thema: Egoismus, das innere Tier besiegen)
• Des Kaisers neue Kleider - (Thema: Mahnmal 2020 - GELD-MACHT-BLIND)
• Rattenkönig Birlibi (Thema: Geld, Feindschaft, Sucht und Armut)
• Das Dietmarsische Lügenmärchen - (Thema: Lügen, Gedanken und Vernunft)
• Der Räuberbräutigam - (Thema: tote Seele, geistiger Mord)
• Der arme Junge im Grab - (Thema: Erziehung, Ego, Angst und Vernunft)
• Der Simeliberg - (Thema: Ego, Räuber und Simeli-Reichtum)
• Der starke Hans - (Thema: Ego, Räuber und höchster Gewinn)
• ... Inhaltsverzeichnis aller Märchen-Interpretationen ...
[1818] Ernst Moritz Arndt, Mährchen und Jugenderinnerungen, 1818, Berlin |