Die geistige Botschaft unserer alten Märchen

Die Beowulf-Sage (nach Wilhelm Wägner)

Sagentext nach Wilhelm Wägner und anderen Quellen
Interpretation von Undine & Jens in Grün [2025]

Auch diese Sage hat nach der äußerlichen Handlung mit der Nibelungensage nicht direkt etwas zu tun. Doch können wir hier ein mächtiges Wesen wiederfinden, das als „Neffe“ im Nibelungenlied wie auch in unserem Leben oft unbeachtet bleibt, obwohl es eine wichtige und grundlegende Rolle spielt. In diesem Sinne möchten wir nun auch diese Sage aus geistiger Sicht näher untersuchen, vor allem, wie man dieses Wesen ehren und verehren kann. Das wird nicht einfach, denn wir werden viele tiefgründige Symbole finden, die für unseren Verstand schwer zu begreifen sind. Auf jeden Fall empfehlen wir, vor der Interpretation den Sagentext im Ganzen zu lesen.

Einst sandte den Sohn der selige Odin,
Auf schimmerndem Schild schwimmend, zur Erde.
Unkundig des Gottes, die Menschenkinder
Empfingen doch festlich den freundlichen Knaben,
Den wilden Wellen ihn rasch entwindend.

Sie nannten den Namenlosen Scyld („Schild“).
Er wuchs und wurde ein mächtiger Held,
Ein König und Recke im Dänenland,
Inmitten der Meere, mit Ruhm und Macht.
Ihm gaben die Götter Kinder und Enkel,
Beow und Healfdene, dem Ahnherrn gleichend,
Verherrlichte Herrscher, auf dem Hochsitz thronend,
Auch sein Urenkelsohn, wie die Sonne leuchtend:

Hrodgar, der Kühne, kundig des Schwertes,
In blutigen Schlachten schlug er das Raubvolk
Zur Freude des friedlichen Volkes, das emsig,
Des Pfluges pflegend, fördert das Ährengold.
Der herrliche Herrscher erbaute die Halle,
Die festlich geschmückte, darin wir feiern
Den kraftvollen Krieger, gekrönt mit Ehren,
Den Völkergebieter, des Landes Schatz.

Wie die letzte Sage mit Gudrun beschlossen wurde, die als „Gott-Rune“ durch Verursachung zur Ganzheit wirkt, so beginnt nun diese Sage mit Odin. Die altnordische Etymologie des Namens ist unklar und könnte „der Inspirierende bzw. Begeisternde“ bedeuten. Im Deutschen könnten wir symbolisch an „O-dien“ denken, der als Allvater der Ganzheit (O) dient. Darin liegt auch der prinzipielle Unterschied zwischen den göttlichen Kräften, die zur Ganzheit und Gottheit wirken, und den dämonischen Kräften, die zur Trennung und Egozentrik wirken. So können wir den Allvater als ein ganzheitliches Wesen betrachten, als Zeuge und Erzeuger von allem, als reines Bewußtsein, daß sich in allem erkennt, aber sich selbst auch opfert, um den Wesen zu helfen, die dämonischen Kräfte zu besiegen, das Problem der Trennung zu lösen und die Ganzheit bzw. Gottheit zu erkennen.

So scheint sich der Allvater selbst in Vater, Sohn und Welt zu trennen, und sendet auf dem Meer der Ursachen seinen namenlosen Sohn in die Welt, um dort als göttlicher bzw. ganzheitlicher König zur allgemeinen Harmonie und Glückseligkeit zu regieren, soweit die Menschen bereit sind, ihn als König anzuerkennen. In diesen „Söhnen Gottes“ können wir die ganzheitliche bzw. göttliche Vernunft wiederfinden, die in einem Menschen regieren sollte, um die dämonischen Kräfte des Egoismus zu besiegen. Und so ein Gottessohn ist natürlich in seinem Wesen als reines Bewußtsein unvergänglich, unbesiegbar und unsterblich, denn die Ganzheit kann logischerweise nicht vergehen. Diese „göttliche Sicherheit“ als „ganzheitlicher Schutz“ soll vermutlich durch den Schild symbolisiert werden, der den Gottessohn auf dem Meer der Ursachen sicher trägt und beschützt, wie auch Christus sicher über das Wasser laufen konnte. Daher werden seine geistigen Nachkommen „Scyldinge“ bzw. „Schildlinge“ genannt. Der Name Hrodgar läßt sich von Altenglisch „hrod“ für Ruhm oder Ehre und „gar“ für Ger oder Speer ableiten. Damit erinnert er uns an den „Speer der Ehre“, den wir im Nibelungenlied als „Rüdiger“ in der Rolle der Vernunft bereits kennengerlernt haben. Und die Frage nach der Ehre ist auch ein Grundthema dieser Geschichte.

Hier merken wir bereits, daß diese Sage in altenglischer Sprache aus dem skandinavischen Raum überliefert wurde, aber inhaltlich und symbolisch eng mit den bisher vorgestellten Sagen zusammenhängt. Wir folgen zunächst der vereinfachten Nacherzählung von Wilhelm Wägner, mit wenigen Anpassungen, die wir aus der deutschen Urtext-Übersetzung von Hugo Gering und den englischen Übersetzungen von Benjamin Slade und Seamus Heaney übernommen haben.

So sang ein Spielmann zur Harfe in König Hrodgars großer Halle, die man die gehörnte oder Hirschhalle nannte, weil ihre Zinnen gleich dem Geweih des Edelhirsches emporragten. Der König hatte sie von der den Raubfahrern abgenommenen Beute erbaut, nachdem er dieselben durch ruhmvolle Siege überwunden und völlig vertilgt hatte. Da saß der edle Scylding („Nachkomme von Scyld“) mit seinen Helden beim frohen Mahl, und emsig füllte der Schenke die Hörner mit süßem Met und südländischem Wein, bis die leuchtenden Sterne zum Schlafen einluden. Aber nicht alle Recken hatten außerhalb Herberge gefunden, deswegen waren in dem geräumigen Saal Lager bereitet, wo müde Gäste der nächtlichen Ruhe pflegten. Dreißig kampfberühmte Helden fanden hier gut Gemach und träumten friedliche Träume nach den erfochtenen Siegen. Doch als am Morgen die Burgleute in die Halle eintraten, fanden sie die edlen Gäste nicht mehr, wohl aber Spuren von Kampf, Blutflecken, die Lagerstätten zerrauft und andere Zeichen nächtlicher Störung.

So beginnt die Geschichte mit einem großen Problem in der Menschenwelt, und das trotz eines göttlichen Beschützers. Hier fragt unser Verstand gern: Ist er nicht allmächtig? Warum löst dann Gott nicht alle Probleme? Darauf könnte man sagen: Natürlich macht er das, doch nicht als Tyrann „über die Köpfe“ der Wesen hinweg, sondern ganzheitlich mit allen Wesen und einer innerlichen Kraft, die wir in der äußerlichen Welt gern übersehen. Es ist das göttliche bzw. ganzheitliche Bewußtsein, das in der Ewigkeit zu Hause ist, wo alle Probleme bereits gelöst sind, weil dort alles gleichzeitig geschieht. Das klingt zwar unverständlich, aber im Grunde kennt das auch unsere moderne Wissenschaft und weiß, daß zum Beispiel das reine Licht für sich selbst jenseits von Zeit und Raum und damit überall gleichzeitig ist. Wenn wir also das Licht selbst wären und uns mit Lichtgeschwindigkeit bewegen könnten, dann würden wir auch diese Erfahrung des ewigen Bewußtseins machen. Doch wir haften mit unserem „Verstand“ an den Formen der Vorstellungen an und wollen nicht loslassen, sondern „beständig“ sein, so daß wir praktisch in Raum und Zeit „stehen“ bleiben. Das hat natürlich auch Vorteile, denn wir können hier die Erfahrung von Ursache und Wirkung machen und daraus lernen, wofür nun in der Halle von König Hrodgar ein Spielmann als Symbol des Schicksals bzw. der Verursachung erscheint, der von den Geschichten singt, die sich in der Welt lebendig verwirklichen wollen.

Damit wird nun der Allvater zum Walvater, zum „Vater der Kämpfer“ bzw. „Kampfvater“ in einer Welt der Geschichten im Kampf um die Lösung von Problemen, wo der Geist die „Qual der Wahl“ hat, auf welcher Seite er kämpfen will. Dazu finden wir hier im Reich der Vernunft eine Halle mit dem Hirschgeweih als Symbol des Kampfes der verzweigten Gegensätze. Der Begriff Halle kann uns bereits an das Hallen bzw. Reflektieren des Bewußtseins in Raum und Zeit erinnern und im Prinzip auf unsere ganze Erfahrungswelt hindeuten. In dieser „Welthalle“ trinken die Wesen sowohl den Met als Göttertrank als auch den Wein der Illusion, so daß sie träumen und schlafen, während sich manche auch eigene Hallen bauen und sozusagen „außerhalb“ in ihrer eigenen Burg übernachten. Damit erinnert uns diese Halle von König Hrodgar im Prinzip an Walhall, die berühmte „Halle der Kämpfer“ von Odin, wo sich die Einherier, die im „Heer für das Eine“ oder im „Heer der Einheit“ kämpfen, auf den großen Endkampf vorbereiten, wo sie ihre Geschichten erzählen, gemeinsam den Met als Göttertrank der Ganzheit trinken und sich fleißig im Kämpfen für die Gottheit üben, wo sich alle Gefallenen wieder erheben, wo alle Verwundeten wieder geheilt und alle Toten wiederbelebt werden.

Doch so ideal läuft es in der Hirschhalle von König Hrodgar offenbar noch nicht. Die Zahl der dreißig Helden erinnert an eine Zahl der Ganzheit, wie sie z.B. in den dreißig Tagen des Mond-Monats zu finden ist. Und damit ist wohl gemeint, daß die Ganzheit in diesem göttlichen Saal angegriffen, zerstört und getötet wurde, ein schrecklicher Spuk:

König Hrodgar, der Sohn von Healfdene, wurde von dem schreckhaften Spuk benachrichtigt und kam selbst, um nach den werten Freunden zu suchen. Er folgte den Spuren von der Halle weiter, denn da sah man in die weiche Erde eingedrückt riesige Fußstapfen, die zu einem unheimlichen, unergründlichen Moor führten. So wurde er alsbald der Sache kundig, denn in dem Moor wohnte der Unhold Grendel, der vor Zeiten viele Untaten verübte, aber durch einen zauberkundigen Mann gebannt worden war. Das Ungetüm hatte, wie es schien, den Bann gelöst und die nächtliche Greul angerichtet. Als das Unglück ruchbar wurde, erboten sich zehn Helden, des Nachts in der Halle zu wachen und den Unhold, wenn er neuen Einbruch wage, zu bekämpfen. Aber sie konnten sich entweder des Schlafes nicht erwehren, oder sie waren dem Feind nicht gewachsen. Am Morgen fand man im Saal dieselbe Verwüstung wie zuvor, die Männer aber waren in den Moorsumpf fortgeschleppt. Das Dänenvolk der Scyldinge ist jedoch unerschrocken und weicht vor keinem Schrecknis zurück. Daher waren abermals zwölf Recken, unter ihnen der Spielmann bereit, das Abenteuer zu bestehen.

Starke Symbolik: Die Spur zur Ursache führt in ein Moor, wo sich im Sumpf als Mischung von Wasser und Erde bzw. Leben und Materie der Übeltäter im Dunkeln versteckt, ein übliches Symbol für unser Unterbewußtsein. Der Name Grendel läßt sich von altenglisch „gryndal“ für wild und wütend, oder von „grindan“ für zerreiben und zerstören im Sinne des Tötens ableiten. Damit soll er vermutlich die dämonische Macht symbolisieren, die sich der göttlichen entgegenstellt, die Dunkelheit gegen das Licht, die dunkle Hölle gegen den lichten Himmel, der Tod gegen das Leben, die Trennung gegen die Ganzheit. Es heißt, dieses Wesen läßt sich von einem „zauberkundigen Mann bzw. Geist“ bannen und unterwerfen, der sozusagen den schrecklichen Zauberspuk der Illusion erkennt und durchschaut. König Hrodgar begann wohl, diese Macht zu verlieren, so daß er hier als „Speer der Ehre“ die Rolle einer verfallenden Vernunft spielt. Nicht umsonst wird er als Sohn von Healfdene bezeichnet, dessen Name „Halb-Däne“ bedeutet, was uns an „halb Gott und halb Geschöpf“ erinnert. Ähnlich verlor auch Markgraf Rüdiger in der Nibelungensage die reine Vernunft durch widersprüchliche Ehrbegriffe. Denn worauf soll sich unsere Verehrung richten? Auf die Gottheit oder die Geschöpfe? Auf das Auge oder das Bild? Auf das Sehen oder das Gesehene? Damit kämpfte wohl auch Hrodgar, so daß seine ganzheitlichen Kräfte schläfrig und schwach wurden. An diese ganzheitlichen Kräfte erinnern die zehn Helden und wiederum zwölf Recken, die er in seiner Hirschhalle nicht mehr vor der Zerstörung und dem Tod bewahren konnte, wie es Odin in Walhall vermag. Doch zumindest erkennt er das Problem, und nun muß der Spielmann des Schicksals die Führung übernehmen:

In voller Rüstung, die Schwerter in den Händen, streckten sie sich auf die Ruhebetten. Nur der Sänger kauerte vorsichtig in einem Winkel, um wachsam zu bleiben. Um Mitternacht kam es heran, schlürfenden Schrittes, schmatzend, wie der Wurm, der den Raub wittert. Der Spielmann sah und hörte, aber Entsetzen faßte ihn, so daß er schier besinnungslos zu Boden sank. Als man ihn am Morgen zum Bewußtsein brachte, wollte er keinem Menschen sagen, was er gesehen und gehört hatte. Er nahm seine Waffen und seine Harfe, deutete auf die blutbespritzten Lager und schritt fort, ohne Gruß und Abschied nach dem Strand, wo er ein segelfertiges Schiff bestieg, das ins Land der Goten steuerte. Die kühnen Recken aber waren, gleich den früheren, erwürgt und nach dem Moorsumpf geschleppt.

So wird es nun spannend, denn der Mensch kommt ins Spiel, als der von Gott geschaffene „Gote“, um hier seine Rolle zu spielen, wofür er in dieser Schöpfung geschaffen wurde. Entsprechend läßt sich der Name Gote von gotisch „Gautaz“ ableiten, was fließen, ausgießen oder Ausgießer bedeutet. So wird der Mensch im Fluß des Lebens ausgegossen, gießt sich über die Generationen immer weiter aus und lebt zwischen Himmel und Hölle, zwischen Licht und Dunkelheit, in Midgard als „Mittelgarten“, wo er die Freiheit hat, sich zu entscheiden, ob er dem Göttlichen und Ganzheitlichen dient, oder dem Ego-Teufel der Trennung. Wohin er also seinen Verstand als „Weltanschauung“ richtet, dahin geht er dann auch. So wird nun zunächst das menschliche Wesen symbolisch beschrieben, und in welcher Situation sich ein Mensch gewöhnlich befindet:

Im Land der Goten herrschte Hygelak, ein siegreicher König, und unter seinen Helden war sein Neffe Beowulf, der Sohn Ecgtheows, der noch großen Ruhm erreichen sollte. Als der Harfner ankam, fand er die Goten in Kriegsnot, und das hatte sich so begeben: Die drei Söhne von König Hredel, nämlich Herebald, Hädkyn und Hygelak, mit denen (ihr Neffe und Schwestersohn) Beowulf nach seines Vaters frühem Tod erzogen worden war, herrschten im Reich der Goten. Hädkyn, ein trefflicher Bogenschütze, übte sich täglich in der edlen Kunst. Einst schoß er nach der Scheibe, doch sein gewaltiger Pfeil fuhr durch das dünne Holz und traf den vorüberwandelnden Herebald ins Herz. Groß war die Wehklage des unglücklichen Schützen um den Bruder, und das ganze Volk beweinte mit ihm den Tod des Helden. Zur selben Zeit fielen schwedische Raubfahrer verwüstend in das Land, grimmige Horden, die keine Schonung kannten. Der gramvolle Hädkyn fuhr mit Heeresmacht gegen die Räuber. Er suchte den Tod in der Schlacht, aber fand ihn nicht, sondern kehrte mit Beute und Siegesruhm zurück. Die Raubfahrt zu rächen, beschloß er einen Kriegszug gegen die Schweden. Beowulf riet ab, weil, wie er sagte, in der Winterzeit die Krieger im feindlichen Land keine Unterkunft finden würden. Doch als man ihn deshalb der Feigheit bezichtigte, war er mit seinen Dienstmannen in der Heerversammlung und im Kampf stets allen voran. Er verrichtete unglaubliche Taten, so daß man meinte, er habe die Kraft von dreißig Männern. Indessen kam es, wie er gesagt hatte: Mühsal und Mangel schwächten die Krieger, und in der Schlacht fiel König Hädkyn samt vielem Volk. Den Überrest führten Beowulf und der kühne Breka, feindliche Scharen zurückschlagend, glücklich nach der Heimat.

Der Name Hredel läßt sich von altenglisch „hreddan“ für retten, befreien oder erlösen ableiten. Dies deutet bereits den höheren Sinn des gotischen Menschen in unserer Geschichte an. Als königlicher Stammvater steht er für den Menschheit als Ganzes, und in ihm herrschen drei Königssöhne mit ihrer namenlosen Schwester, in der wir die Seele der Natur sehen können. Die Namen der Söhne lassen sich etymologisch nur schwer deuten, und so dürfen wir unsere Phantasie spielen lassen: Hädkyn oder altenglisch Hæthcyn könnte an „heat-king“ als hitzigen König der Leidenschaft erinnern, der mit seinem Pfeil über das Ziel hinausschießt und seinen älteren Bruder Herebald trifft, dessen Namen man als den „Heerführer“ deuten kann, der im Menschen natürlich die Vernunft sein sollte. Hygelak erinnert über altenglisch „hyġe“ als Verstand, Gedanke oder Begierde und „lāc“ als „Spiel, Kampf oder Opfer“ an das „Kampfspiel des Verstandes“. Damit können wir hier im Prinzip die drei üblichen Geistwesen wiederfinden, die im Menschen regieren wollen, nämlich ganzheitliche Vernunft, begrifflicher Verstand und leidenschaftliches Ego. Zu dieser inneren Trennung im Kampfspiel des Verstandes kommt dann noch die äußerliche Trennung im Kampf um Raub und Tod mit anderen Ego-Königen und der Vorstellung „Ich sterbe“.

Gegen dieses Spiel der Trennung der drei Brüder wirkt die eine Schwester als Seele der Natur wieder zur Ganzheit, indem sie eine mächtige Seelenkraft gebiert, die hier als Neffe und Schwestersohn der drei Könige erscheint und Beowulf heißt, was gewöhnlich als „Bienen-Wolf“ übersetzt wird. Praktisch ist er die stärkste Kraft im Menschen und dient allen drei Königen, am liebsten natürlich als Ganzes. Für diese ganzheitliche Macht soll vermutlich auch die „Kraft der 30 Männer“ als eine Zahl der Ganzheit stehen. In diesem Sinne erinnert er an Hildebrand aus der Dietrichsage, der dort als Wölfling bezeichnet wird und König Dietrich diente, nämlich als Waffenmeister in der Rolle des vernünftigen Verstandes und Gedächtnisses. Ähnlich dient Beowulf auch hier seinem König Hygelak im „Kampfspiel des Verstandes“ auf dem Weg zur ganzheitlichen Vernunft, um das Problem der Trennung zu lösen, welches das hitzige Ego als trennendes Bewußtsein verursacht hatte. Aber er dient nicht als altehrwürdiger Lehrer wie Hildebrand, sondern als junger Neffe, der im Schatten der Könige aufgewachsen war:

Der Schwedenkönig Ongentheow verfolgte mit zahlreichem Heervolk und vielen Schiffen den geschlagenen Feind, und bei ihm war Däghrefn, ein unbezwinglicher Held, an der Spitze der wilden Hugen. König Hygelak, der nach dem traurigen Ende seiner Brüder allein der Herrschaft im Gotenreich waltete, besiegte und erschlug den König der Schweden. Doch Däghrefn beharrte im Kampf, schlug die gotische Flotte, landete bald da, bald dort mit seinen Raubscharen, ohne daß man seinen Verheerungen Einhalt tun konnte. So war der Landesnot kein Ende abzusehen.

Der altenglische Name Ongentheow läßt sich von „ongēan“ als „gegenüber“ und „þeōw“ als „Diener“ ableiten und erinnert an einen „Diener der Trennung“. So diente der Schwedenkönig wohl dem Ego und konnte zwar verstandesmäßig von König Hygelak im „Kampfspiel des Verstandes“ besiegt werden, aber das unbezwingliche Ego bleibt als Däghrefn an der Spitze der Hugen bzw. Mächtigen weiterhin feindlich wirksam. Die Geschichte hat Wilhelm Wägner an dieser Stelle eingebaut und etwas erweitert, vermutlich, um die im Urtext nur kurz als Rückblick überlieferte Geschichte von Ongentheow deutlicher zu gestalten, was ihm auch gelungen ist.

Am Strand stand mit seinen Helden König Hygelak. Gegenüber lagen vor Anker die feindlichen Schiffe, trotzend den Goten, die nicht mehr den Kampf auf dem Meer wagen konnten, weil ihre gerüsteten Drachenschiffe verbrannt oder genommen waren. Am Vordersteven seines Drachenschiffs stand Däghrefn, höhnische Worte herüberrufend. Hell glänzte sein Stahlgewand, und auf seinem Schild leuchtete in rotem Gold ein Wurm mit blutrotem Rachen.

Der altenglische Name Däghrefn läßt sich über „raven“ als „Tag-Rabe“ deuten, auch im Sinne von Rauben und Wüten bezüglich unserer Gedanken, die wir später noch unter dem Symbol der Raben kennenlernen. In dieser Geschichte erinnert er uns mehr an einen „Deck-Riesen“, der als eigenwilliges Ego mit gewaltiger Riesenkraft auf dem Deck seines Drachenschiffes steht, das auf den oberflächlichen Wellen der äußerlichen Formen schwimmt, und unter dem Zeichen des Lindwurms nach seinem Willen über andere herrschen will. Das Drachenschiff für den übermächtigen Ego-Drachen der „Hugen“ ist hier ein sehr treffendes Symbol, wie es auf dem Meer der Ursachen schwimmt und dort auch verankert ist. So ist es nun Beowulfs Aufgabe als Diener von König Hygelak, dieses feindlich-angreifende Wesen zu besiegen:

Das alles sah der Spielmann Hrodgars, und er wunderte sich, daß das streitbare Gotenvolk so wehrlos dem Feind preisgegeben war. Da schritt der stattliche Held Beowulf, gewappnet und mit dem Schwert umgürtet, an die ragenden Felsen des Ufers vor, schaute hinüber nach den Schiffen, als ob er die Entfernung mit den Augen messe, und sprang dann plötzlich hinunter in die wilde, kochende Brandung, die alsbald über ihm zusammenschlug. Die Wellen zogen ihre Kreise, der kühne Schwimmer war verschwunden, vielleicht die Beute eines Ungetüms der Tiefe. Harmvoll blickten die Goten über die wogende Salzflut, und siehe, da tauchte der Held hart an Bord von Däghrefns Drachenschiff wieder empor, erklomm das Verdeck und schwang sein scharfes Schwert, daß die herzudrängenden Hugen unter seinen furchtbaren Streichen in Menge fielen. Er öffnete sich einen blutigen Weg nach dem Vorderdeck, wo der Hugenfürst ihm begegnete. Die Schwerter blitzten, die Streiche klirrten auf Schild, Helm und Brünne von beiden Seiten, aber die Klingen bissen nicht ein, denn die Kämpfer trugen Streitgewänder, die einst Wieland, der trefflichste Schmied, gefertigt hatte. Da schleuderte Beowulf die unnütze Waffe weit ins Meer, unterlief seinen Gegner, faßte ihn mit gewaltiger Faust und riß ihn mit sich über Bord in die stürmische Flut. Die Hugen sandten ihm, als er wieder auftauchte, einen Hagel von Geschossen nach, aber Speere und Pfeile glitten wie Graupelkörner von seiner guten Rüstung ab. Er schleppte zugleich den erwürgten Däghrefn mit sich und auch sein Schwert, das er in der Tiefe wiedergefunden hatte. Mit Jubelruf begrüßten die Goten ihren Helden, als er mit seiner Beute den Strand erreichte. Die Schweden und Hugen dagegen lichteten alsbald die Anker und steuerten entmutigt ohne ihren König und ihren ruhmvollen Helden der Heimat zu.

Hier wird bereits die Rolle und das Wesen von Beowulf tiefer angedeutet. Von seinem Vater Ecgtheow hat er wohl das Schwert und die Rüstung geerbt, als dieser früh gestorben war. Der altenglische Name Ecgtheow läßt sich von „ecg“ als Schwertschneide und „theow“ als Diener ableiten, sozusagen als „Wächter der Schwertschneide“ im Sinne eines Schwertes der Trennung, ähnlich dem altdeutschen Namen Eckewart. Wieland haben wir als Schmied der Verstandesbegriffe, die wir gern als Rüstung tragen, bereits in der Dietrichsage näher kennengelernt. Und wie der Vater, so ist offenbar auch Beowulfs Mutter früh gestorben, die Schwester der drei Könige und reine Seele der Natur, die in vielen Menschen schon frühzeitig stirbt, wenn der Ego-Verstand die Herrschaft im Reich der Trennung übernimmt. Die Aufgabe des Sohnes ist es nun, die vererbten Probleme zu lösen, doch nicht mit der Schwertschneide im Äußeren, sondern an der Wurzel mit seiner Seelenkraft des ganzheitlichen Bewußtseins.

So taucht Beowulf auch in das Meer der Ursachen, kommt daraus hervor und entert das Drachenschiff, wo er zunächst an der Oberfläche gegen das Ego kämpft. Doch das Schwert der Trennung kann das Ego als trennendes Bewußtsein natürlich nicht besiegen, ja, nicht einmal die Rüstung der Verstandesbegriffe durchdringen. Damit wirft er dieses Schwert zurück ins Meer der Ursachen und springt zusammen mit seinem Gegner in die Tiefe hinterher. Denn an der Oberfläche dieser Welt kann man nur Wirkungen bekämpfen, die wie Wellen auf dem Meer erscheinen. Und wer gegen Wellen kämpft, schlägt natürlich immer neue Wellen, ein Kampf, den man nie gewinnt. Beowulf versucht nun, die Ursache des Problems in der Tiefe im Meer der Ursachen zu lösen, und zwar nicht mit dem Schwert der Trennung, sondern mit seiner Seelenkraft zur Lösung von Problemen bzw. Gegensätzen. Das gelingt ihm dann auch, und er findet dort sogar sein Schwert der Trennung wieder. Damit „lichten“ die feindlichen Drachenschiffe ihre Anker und fahren in ihre „Heimat“ zurück. Wunderbare Symbolik, über die man lange nachsinnen kann!

Ähnlich tiefgründig und umfangreich ist auch die Symbolik des Namens Beowulf. Die altenglische Endung „wulf“ oder altnordisch „ulf“ bedeutet Wolf. Den Wolf haben wir in unseren Märchen-Interpretationen von „Rotkäppchen“ oder „Der Wolf und die sieben Geißlein“ als Symbol für die unersättliche Begierde kennengelernt, die damit für die Verkörperung von Seele und Natur sorgt. Zum Happy-End kommt dann der Jäger, der den Wolfskörper aufschneidet, die inneren Wesen erlöst und die unersättliche Wolfs-Begierde mit Steinen als Symbol für das Unvergängliche sättigt, was auch an den berühmten Stein der Weisen als das reine und unvergängliche Bewußtsein erinnert.

So kennen wir den Wolf auch im praktischen Leben als hungriges und gefräßiges Raubtier und damit als Symbol für die räuberische Begierde, wenn sie dem Menschen feindlich begegnet und ihm sein Eigentum wegnehmen will. Anderseits hat der Mensch diesen Wolf auch gezähmt und abgerichtet, um ihn als Hund zu seinem Freund zu machen. Als Wachhund dient er dann zur Verteidigung des Eigentums, und als Jagdhund, um noch mehr anzusammeln. So wird der Hund auch gern als Symbol der Gedanken verwendet, die im Wald der Vorstellungen den Dingen der Welt nachjagen, und ist damit eng mit dem begrifflichen Verstand verbunden. Und wie der Jagdhund von dem, was er erjagt, nur einen kleinen Teil verzehrt, so können auch die Gedanken des begrifflichen Verstandes nur einen kleinen Teil von dem verdauen, was sie erjagen und im Gedächtnis ansammeln.

Ähnlich tiefsinnig können wir den Wolf als Symbol in der nordischen Mystik wiederfinden. Dort dient der Fenriswolf als Allverschlinger in der Rolle der allgemeinen Vernichtung bzw. Auflösung und wird schließlich auch die ganze Schöpfung verschlingen und auflösen. Um ihn zu zügeln, ließ der Allvater Odin von den Zwergen als Naturgeister im Mikrokosmos die magische Fessel Gleipnir aus Dingen machen, die noch nicht da sind. Eine geniale Lösung, denn sie verstärkt sich selbst, und erst, wenn nichts Neues mehr entsteht, verliert diese Fessel ihre Kraft. Damit wurde die Schöpfung in Raum und Zeit möglich, so daß nicht alles gleich wieder aufgelöst wurde. Das ist ein interessantes Problem, mit dem auch unsere moderne Wissenschaft kämpft: Warum haben sich im Urknall nicht alle Teilchen und Antiteilchen gleich wieder aufgelöst? Warum blieben einige übrig, die wir heute als die Materie unseres Universums kennen? Wer hält ihre Antiteilchen zurück?

Wie der Mensch seine Hunde, so hat also auch der Allvater den Wolf gezähmt, und wir finden in der üblichen Symbolik die beiden Wölfe Geri und Freki als „Begierde und Gefräßigkeit“ zu seinen Füßen auf dem Thron der Allmacht. Man könnte sie als Gegenstücke zu den beiden Raben Hugin und Munin als „Gedanke und Gedächtnis“ betrachten, um deren Vorstellungen auch wieder zu verschlingen und aufzulösen.

So heißt es dann, daß Odin als Walvater in Walhall nur vom Wein existiert, den man als Symbol für die Macht der Illusion und damit auch der Schöpferkraft sehen kann. Und was ihm sonst an Nahrung angeboten wird, übergibt er den beiden Wölfen. Ja, in diesem Bewußtsein liegt wohl auch die Grundlage für den Thron der Allmacht des Allvaters. Dann wären die Wölfe ein Symbol der allgemeinen Vergänglichkeit aller Formen der Schöpfung, worin im Grunde auch ein großer Segen Gottes liegt, denn nur dadurch suchen wir nach dem Unvergänglichen und können es jenseits der Namen und Formen auch finden. Doch um das Unvergängliche zu finden, müssen natürlich die Wölfe besiegt werden, dürfen dabei aber nicht vergehen, denn das wäre wieder ein Sieg der Vergänglichkeit. In diesem Paradox kann man bereits die Herausforderung ahnen, mit der auch Beowulf zu kämpfen hat.

In diesem Sinne können wir Beowulf auch als Diener des Allvaters sehen, wie er nun vom Spielmann des Schicksals als Diener für König Hrodgar, einem Ururenkel von Odin, geworben wird, um das Problem des vernichtenden Todes in seiner Hirschhalle an der Wurzel aufzulösen, damit sie als Walhall der Einherier im Kampf um die ewige Gottheit wieder funktionieren kann.

Der Anfang des Namens Beowulf wird als „beo“ gewöhnlich als „Biene“ gedeutet, läßt sich aber auch vom urgermanischen „biumi“ als das „Bin bzw. Sein“ ableiten. Die Biene kann uns an den Fleiß erinnern, der für den „göttlichen Dienst“ nötig ist, und wie sie sich mehr um den Nektar der Blüten kümmert als um die Früchte am Baum des Lebens, doch damit gleichzeitig für die Früchte sorgt, sowie für den Honig, aus dem der Met als Göttertrank für die Erkenntnis der Ganzheit gemacht wird.

So wird Beowulf gewöhnlich mit „Bienen-Wolf“ übersetzt, was uns einige Zeit sehr irritiert hat, den der beschriebene Charakter von Beowulf ist in seinem Wesen alles andere als ein Wolf mit Begierde und Gefräßigkeit. Als „Bienenwolf“ wird zum Beispiel eine Wespenart bezeichnet, die Bienen jagt und tötet, um damit ihre Brut zu ernähren, ein großer Schrecken der Imker. Deshalb würde der Name Beowulf viel mehr Sinn machen, wenn wir an eine „Wolf-Biene“ denken. Dann wäre sein Wesen die „fleißige Biene“ als Handelnder in der Menschenwelt und gleichzeitig auch das „Bin bzw. Sein“ des Bewußtseins, um den gierigen Wolf als tödliches Raubtier zu besiegen. Damit würde er eine ähnliche Rolle spielen, wie der Jäger in unseren obengenannten Märchen-Interpretationen. Ähnlich sagt auch die Edda von den Einheriern in Walhall: Fünfmalhundert und vierzig Türen weiß ich in Walhall. Achthundert Einherier gehen, wenn es gilt, dem Wolf zu wehren, aus jeglicher Tür.

Beim Siegesmahl feierte der Spielmann mit Lied und Harfenklang die Taten der Helden vergangener und gegenwärtiger Zeit. Er sang, wie Siegmund, der kühne Wölsung in allen Landen Abenteuer bestand, das wilde Riesenvolk siegreich bekämpfte, aber auch mörderische Greueltaten verübte, die niemand ganz erfuhr als nur sein Neffe Fitela, der in aller Not sein Geselle war, und wie er schließlich allein, ohne des Neffen Hilfe, durch die Gnade des Schicksals den schrecklichen Drachen erschlug, dessen Goldhort gewann und mit der glitzernden Fracht sein Schiff belud (was ihm später zum Verhängnis wurde). Danach griff er mächtiger in die Saiten und sang gewaltig, daß die Halle erdröhnte, zum Preis des kühnen Helden, der schwimmend allein das feindliche Drachenschiff enterte, und forderte ihn auf, den gräßlichen Moorgeist Grendel zu bekämpfen, der allnächtlich die Halle der Scyldinge verheere und das Blut der Helden mit gierigem Rachen schlürfe. Beowulfs Ruhm, sprach er, werde, wenn er diesen Kampf siegreich bestehe, den Ruhm des Wölsungen noch weit überstrahlen, und solche Tat werde von den spätesten Geschlechtern als die kühnste gepriesen werden.

In diesem Lied des Spielmanns bzw. spielenden Geistes wird nun die grundlegende Frage angesprochen: Wer wirkt in der Tiefe des Lebens die Taten? Und wer rühmt sich ihrer und streicht sich den Gewinn dafür ein? So singt er von einem Siegmund, der seinen „Sieg beschützt und beansprucht“, weil er „mündig“ ist, und seinem Neffen Fitela, der uns an „vital“ als das Leben selbst erinnert. Entsprechend bedeutet das Wort Neffe auch „Unmündiger“, sozusagen im Gegensatz zu „Siegmund“. So besteht wohl die Botschaft des Sängers ähnlich der ganzen Beowulf-Sage darin, den wahren Helden zu rühmen, der im Grunde alle Taten vollbringt.

Dazu gibt es auch eine längere Sage zu Siegmund, in der Siegmund ein Ururenkel von Odin ist, aber der Drache von seinem Sohn Sigurd getötet wird. Es bleibt in der Literaturforschung unklar, ob sich der Sänger auf diese Sage bezieht, oder ob die Sage aufgrund dieses Gesanges entstanden ist.

Doch immer klarer wird nun, in welcher Rolle wir Beowulf auch in der Nibelungensage wiederfinden können, nämlich in Ortwin von Metz, den Neffen und Schwestersohn von Hagen. Auch dort bleibt die Schwester namenlos, und ihr Ehemann spielt keine lebendige Rolle mehr. Der Name Ortwin läßt sich von altdeutsch „ort“ für Schwertspitze und „wini“ für Freund oder Gewinn ableiten und erinnert damit an den „Freund der Schwertspitze“ als Symbol der Einheit und Ganzheit. Metz bedeutet Messer und erinnert an einen Metzger, den wir hier in Beowulfs Vater Ecgtheow bzw. Eckewart wiederfinden können, sozusagen im „Wächter der Schwertschneide“ als Symbol der Unterscheidung und Trennung. Ortwin hat im Nibelungenlied die Rolle des Truchsesses bzw. „Speisemeisters“ in der Körperburg von Burgund. Die Ernährung ist natürlich etwas sehr Grundlegendes, denn nicht umsonst sagt man: „Der Mensch ist, was er ißt.“ Ähnlich sorgt auch Beowulf als „Biene“ für den Honig, der sogar die Götter mit Met ernährt, und wer die Götter ernährt, der ernährt natürlich auch die ganze Schöpfung. Trotzdem kommt Ortwin in der Nibelungensage nur wenig zu Wort und noch weniger zur Tat. So heißt es zum Beispiel in der Nacherzählung von Wilhelm Wägner, als es um die Ermordung von Siegfried ging:
Hagen sprach: „Ich schaffe das Werk heimlich, so daß er sein Schwert Balmung nicht gegen mich schwingen kann. Und du, Volker, wirst mein Geselle sein.“ - „Dein Geselle in allen rechten Dingen“, sprach der Spielmann, „das habe ich gelobt, als wir im Mohrenland Schild an Schild kämpften. Doch zum Meucheldienst wirb dir einen anderen Gesellen.“ - „Der will ich selber sein“, sprach Ortwin der Recke: „Siegfried gab Ring und Gürtel seinem Weib, und dessen ist er schuldig, denn damit wurde unserer Königin Schmach angetan.“ - „Ich wähne das Werk ohne Helfer durchzuführen“, sagte Hagen.

Was wäre wohl geschehen, wenn Hagen nicht seinen eigenen Ruhm gesucht hätte, den der Spielmann besingen sollte, sondern wenn er sich bewußt geworden wäre, wer eigentlich in dieser Welt handelt und alle Taten vollbringt?


... Inhaltsverzeichnis aller Märchen-Interpretationen ...
Dietrichsage: Der Fall von Kaiser Ermenrich
Dietrichsage: Über die Herrschaft von König Etzel
Dietrichsage: Die Raben- oder Ravenschlacht
Dietrichsage: Rückkehr zu Etzel und Nibelungenschlacht
Dietrichsage: Dietrichs Sieg und Kaiserkrönung
Hagelingsage: Die Geschichte von Hagen
Hagelingsage: König Hettel und seine Helden
Gudrunsage: Gudrun und die Brautwerbung
Gudrunsage: Gudrun und Gerlinde
Gudrunsage: Gudruns Befreiung und große Hochzeit
Die Beowulf-Sage (nach Wilhelm Wägner)

Sagentext und Sepia-Bilder: Die Sagenwelt der Nibelungen nach Wilhelm Wägner und anderen Quellen
[2025] Text von Undine & Jens / www.pushpak.de
Veröffentlichung: (2. Advent)