Die geistige Botschaft unserer alten Märchen

Gudrunsage: Gudrun und Gerlinde

Die Schiffe der Normannen segelten mit manchem Ungemach der heimischen Küste zu. Sie landeten im Hafen der stolzen Burg Cassian. König Ludwig zeigte Gudrun vom Schiff aus seine Burgen und das weite Land und forderte sie auf, fröhlich und gnädig zu sein, er werde es ihr reichlich lohnen. Doch die Jungfrau sprach traurig: „Wie könnte ich Gnade zeigen? Von der Gnade bin ich nun geschieden. Auf mich wartet der Kummer, und das Leiden wird mein Los sein. So werde ich eher sterben, als mich mit Hartmut zu vermählen.“ - „Dann stirb!“, rief der König zornig, faßte die Jungfrau an den Haaren und warf sie in die See. Doch Hartmut sprang sogleich hinterher und zog die Versinkende aus der Tiefe wieder hervor. Sie wäre wohl ertrunken, wenn sie der Held nicht an ihren blonden Zöpfen erfaßt und gerettet hätte. So zog er die völlig Durchnäßte und am ganzen Leib Zitternde in ein Boot und brachte sie ans Ufer. Angesichts dieser unwürdigen Behandlung der Königstochter weinten und jammerten alle ihre Jungfrauen, die nun auch den Weg des Leidens vor sich sahen. Als dann der König ans Ufer kam, sprach Hartmut: „Was ertränkt Ihr meine Frau, Gudrun, die Schöne? Sie ist mir wie mein Leib. Wenn Ihr nicht mein Vater wärt, hätte es Euch Leib und Ehre gekostet.“ Darauf erwiderte Ludwig: „Unbescholten bin ich in mein Alter gekommen, und will auch bis zum Ende in Ehren leben. So bitte nun Gudrun, daß sie ihren Zorn von mir wende.“

Auch dieses Kapitel beginnt mit starker Symbolik: Warum muß Gudrun sterben, wenn sie Hartmut heiraten würde? Wenn das trennende Ego-Bewußtsein mit Gewalt die „Gott-Rune“ der Ganzheit beansprucht, dann muß die Ganzheit natürlich sterben, das heißt, in die dunkle Unbewußtheit versinken. Das geht gar nicht anders. Dazu zeigt sich dann auch das eigenwillige Wesen von Ludwig als „räuberischer Krieger“, das schnell zornig wird und alles gleich töten will, was nicht seinem Willen folgt. Aus geistiger Sicht können wir hier an das Meer der Ursachen denken, in dem die Gott-Rune der Ganzheit versinken und sterben sollte, doch Hartmut zieht sie wieder hervor. Die Haare erinnern symbolisch an die Gedanken, denn anders können Eigenwille und Ego die Gott-Rune nicht erfassen, und das ist natürlich nur ein äußerliches Begreifen mit dem gewöhnlichen Verstand. Hier können wir nun fragen: Warum liebt und rettet der Ego-Sohn die Gott-Rune der Ganzheit? Nun, auch ein trennendes Bewußtsein ist ein Bewußtsein, das nur in der Ganzheit dasein kann. Intuitiv spürt das auch ein Ego und sucht im Grunde die ganzheitliche Liebe, doch ist sich dessen selten bewußt, denn sein Vater ist der Eigenwille, den er achtet und in Ehren hält.

Bald darauf erschienen Königin Gerlinde und ihre freundliche Tochter Ortrun mit ihren Frauen und Burgmannen, um die kühnen Helden am Ufer zu empfangen. Als sie König und Königssohn begrüßt hatten, eilte Ortrun zu der trauernden Gudrun, umfing sie mit den Armen, küßte sie herzlich und bat sie, guten Mutes zu sein. Die Liebe der guten Jungfrau tat der Betrübten wohl, sie erwiderte den Kuß, obgleich sie ihre Tränen nicht zurückhalten konnte. Nun nahte auch die Königin, sie mit freundlicher Rede und Küssen zu begrüßen. Aber Gudrun wich zurück, denn die Frau mit den scharfen Zügen und hervorstarrenden Augen erschien ihr wie eine tückische Schlange, die bereit ist, sich auf ihren Raub zu stürzen und ihn mit ihren Windungen zu erwürgen. „Ei, schönes Püppchen“, rief Gerlinde, „was bist du so spröde? Wirst schon noch weich werden unter meiner Zucht.“ Sie wollte noch mehr reden, aber Hartmut trat dazwischen, die Mutter ermahnend, daß sie Gudrun, seine Verlobte, die um ihren Vater in Trauer sei, nicht mit schnöder Rede kränken solle. Er bot darauf der Braut den Arm, und sie mußte, wenn auch ungern, an seiner Seite zur Burg gehen. „Wie schön sie ist!“, hörte man da und dort die Burgleute sagen, „Und wie traurig!“, sprachen andere.

Die Symbolik des Ego-Wesens wird nun noch weiter vertieft. Der Name Ortrun läßt sich von „ort“ als Schwertspitze und „run“ als Rune oder Geheimnis ableiten. Wenn wir die Schwertspitze als Symbol der Einheit betrachten, wäre sie die „Rune der Einheit“ und damit ein ähnliches Wesen wie Gudrun als „Gott-Rune“, weshalb sich die beiden auch freundlich erkennen. Doch warum ist die Einheits-Rune eine Schwester des Egos? Das ist wohl kein Zufall, sondern hat tiefere Bedeutung, denn ähnlich finden wir auch im Nibelungenlied einen Ortwin als „Freund der Einheit“, der ein Schwestersohn von Hagen ist. So könnten wir auch hier in der Schwester die Seele der Natur sehen, die sozusagen als weibliche Seite des Egos mehr oder weniger bewußt im Spiel der Gegensätze immer anwesend sein muß, denn wie der Ego-Geist nach Trennung strebt, so strebt dann die Seele der Natur nach Ganzheit.

Und wer ist die Mutter des Egos? Der Name Gerlinde erinnert an den Speer der Linde oder Dorn des Lebensbaumes und damit an die äußerliche Natur, die uns oft schmerzlich und voller Dornen des Leidens erscheint. Das wäre dann auch die Schlange, die sich um den Lebensbaum schlängelt und dazu rät, von den Früchten der Gegensätze zu essen. Entsprechend hat sie auch Hartmut geraten, Gudrun zu erobern und zu heiraten. Aber nicht, daß sich das Ego zur ganzheitlichen Vernunft erheben sollte, sondern die Gott-Rune der Ganzheit sollte sich dem Ego unterwerfen. So will das Ego zum allmächtigen Gott werden, wie auch in der Bibel die Schlange am Baum der Gegensätze zischelt: »an dem Tag, da ihr davon eßt, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. (1.Mose 3.5 Wie es auch heute noch in der Welt zu beobachten ist. Doch das kann Gudrun natürlich nicht gewähren, denn was trennend wirkt, kann kein Ganzes werden:

Tage und Wochen vergingen, und Hartmut warb eifrig um die Liebe der schönen Jungfrau. Er war ein tüchtiger Held, kraftvoll und wohlgebaut von Gestalt und Angesicht. Seine dunklen, feurigen Augen suchten ihr Herz zu gewinnen, aber es blieb verschlossen, und ihr Mund blieb stumm bei seinen freundlichen Reden. Als er lebhafter in sie drang, daß sie ihm sage, warum, sprach sie: „Ihr seid ein edler Held und der Liebe wert. Aber ich bin mit Herwig verlobt und kann die Treue nicht brechen, auch wenn ich gefangen und in Eurer Gewalt bin.“ Wohl erregten die Worte seinen Unmut, aber er bewies sich darum nicht zornig gegen die Jungfrau. Er vertraute, daß die Zeit ihren Kummer besänftigen und ihren Trotz brechen werde.

Nicht so geduldig ertrug Frau Gerlinde den langen Verzug. Sie trat einstmals mit scheinbarer Freundlichkeit zu der Gefangenen und sprach: „Nun, süßes Täubchen, sage mir doch, wann wird Hochzeit sein mit meinem Sohn?“ - „Niemals“, antwortete Gudrun, „die Tochter des erschlagenen Königs kann nicht den Sohn dessen lieben, der ihn erschlug.” - „Niemals?“, wiederholte die Königin, und ihre Schlangenaugen starrten nach ihr hin, als wolle sie mit ihren Blicken die Jungfrau vergiften. „Ich bin des Zaubers kundig, der ein solches Täubchen zum Gehorsam zwingt“, fügte sie noch hinzu, und ging eiligst zu ihrem Sohn, um ihm die Nachricht vom Trotz der Gefangenen kundzutun und ihn zu versichern, daß sie dieselbe schon zu zähmen gedenke, wenn er sie ihrer heilsamen Zucht anvertraue. Hartmut war dazu wohlgeneigt, doch forderte er von ihr, sie solle mit der königlichen Jungfrau nicht unwürdig verfahren. Er konnte nicht weiterreden, denn eine Heerfahrt stand bevor, und schon harrten die Krieger des Aufbruchs.

Damit kann man nun überlegen, warum und wie die äußerliche Natur so gehässig und leidvoll werden kann, wie sie uns oft begegnet? Hier ist es Hartmut als Ego, das der Mutter dieses Schlangenwesen im Spiel der Gegensätze erlaubt und sich von den Früchten einen Gewinn erhofft, nämlich die Liebe und den Frieden, die er von seinen Eltern offenbar nie empfangen konnte. Denn ihr Weg ist Raub und Gewalt, typisch für „Ich will!“, und er kann nicht verstehen, daß diese nicht zur Liebe und zum Frieden führen können. Er fühlt es zwar innerlich und will Gudrun nicht leiden lassen, aber kann sich von seinen Eltern als seinen Wurzeln nicht lösen, sondern vertraut ihnen. Dazu sagt Christus in der Bibel treffend: »Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert. (Matth. 10.37 Und auch dort geht es um das ganzheitliche Christusbewußtsein als göttliches Geheimnis bzw. Gott-Rune.

So richtet nun das Ego seinen Blick wieder in die äußerliche Welt und kämpft zusammen mit seinem Vater als dem Eigenwillen um weltlichen Gewinn, während er die Schlange der Gegensätze wirken läßt und damit viel Leiden verursacht:

„Schau doch, Liebchen, hast gut geschlafen. Aber nun ist es Zeit, an die Arbeit zu gehen, denn willst du keine Krone tragen, dann mußt du dein Brot verdienen.“ So sprach Frau Gerlinde, am frühen Morgen in das Gemach tretend, wo Gudrun mit den Jungfrauen von Hegelingen der nächtlichen Ruhe gepflegt hatte. „Aber zu dem Tagwerk taugen die seidenen Gewänder nicht. Dazu sind Kittel aus Leinen dienlicher.“, fügte das schlimme Weib hinzu, indem sie den Mädchen die groben Gewänder zuwarf und allen Schmuck mit sich fortnahm. Darauf wies sie Gudrun an, wie sie Gemächer und Säle fegen, die Feuerung besorgen und in der Küche dienen solle. Auch die anderen Mädchen wurden zur Arbeit angehalten, doch nicht mit solcher Härte wie ihre Herrin. Gudrun ertrug alles geduldig. Ihre zarten Hände wurden voll Schwielen und bluteten von dem ungewohnten Werk, das sie Tag für Tag vom frühen Morgen bis zum späten Abend verrichten mußte, und dennoch keifte und schimpfte die Alte auf die träge Dirne, die zum nützlichen Geschäft wenig brauchbar sei. Sie wurde immer härter und zorniger, da die Jungfrau nicht widersprach, sondern ruhig erduldete, was auch über sie erging. Wenn das boshafte Weib aber mit heuchlerischer Zärtlichkeit fragte: „Willst du nicht lieber die Krone tragen, mein Täubchen, als Magddienste tun?“, dann antwortete sie: „Mein Heiland trug die Dornenkrone und sein Kreuz zur Schädelstätte auf Golgatha und blieb getreu bis in den Tod. Wie sollte ich nicht auch mein Kreuz auf mich nehmen und die gelobte Treue halten!“ So tat sie, was man ihr auferlegte, im glühenden Sonnenbrand des Sommers wie in der eisigen Winterkälte, und murrte nicht über das harte Schicksal.

Welche Aufgabe hat das Leiden in der Welt? Ja, im Grunde ist das Ego als trennendes Bewußtsein die Ursache des Leidens, um sich durch die Wirkung selbst zu belehren, sich aus der Illusion wachzurütteln, als Bewußtsein wiederzufinden und in die Ganzheit zurückzubringen. Entsprechend dient nun Gudrun zur Reinigung von Verschmutzung, zum Feuermachen für das angesammelte Karma und in der Küche zur Nahrungszubereitung. Ja, für diesen Reinigungs- und Heilungsprozeß erträgt das reine Bewußtsein als „Heil-Land“ gern das Leiden, das Kreuz der Gegensätze und sogar den Tod in Raum und Zeit, um die Erbsünde der Trennung irgendwann aufzulösen. Das ist eine tiefgründige Symbolik, über die man hier nachsinnen kann. Warum erträgt die unschuldige Gudrun so viel Leiden? Warum ertrug der unschuldige Jesus so viel Leiden? So etwas kann der Verstand mit gegensätzlichen Gedanken natürlich nie begreifen, denn es geht hier um ein ganzheitliches Wesen.

Über drei Jahre vergingen der harmvollen Jungfrau unter den mühseligen Arbeiten, die sie verrichten mußte. Da kehrte der kühne Normannenheld mit seinem Vater von der Heerfahrt aus fernen Landen zurück. Er hatte in vielen Schlachten Sieg gewonnen, und stolz erhob er sein von Ruhm umstrahltes Haupt, als er in der Burg einzog und sein Vater ihn freudig lobte. Da forschte er nach der Jungfrau, die er unter Kämpfen und Abenteuern nicht vergessen hatte. Als er sie nun im groben Kittel und bei ihrer rauhen Beschäftigung gleich einer leibeigenen Magd erblickte, zürnte er der Mutter, die ihrer so übel gepflegt hatte. Er bat, er flehte um ihre Liebe. Seine Krone, sein Reich und seinen Siegesruhm wollte er zu ihren Füßen legen, wenn sie die Seine werde. Aber sie sprach: „Ich bin nur eine Magd und muß hier dienen, daß ihr die Sünde habt und ich die Schande. Gerlinde hat mir so viel Leid getan, und mit Feindschaft will sie Liebe erzwingen. Das wird nimmer geschehen! Ich bleibe meinem Gelöbnis treu.“

So geschieht es nun manchmal, daß das Ego aus seinem Kampf um die persönlichen Siege in der äußerlichen Welt auch wieder in die innerliche Welt schaut und nach Gudrun und deren Liebe sucht. Doch alle Siege des Egos bleiben natürlich Siege der Trennung und Bindung und nicht der Ganzheit und Befreiung. Damit kann er die Liebe der Gott-Rune niemals gewinnen, und sie sagt auch deutlich, daß er sich damit nur Sünde schafft, soweit man Sünde als Trennung von Gott betrachtet, und daß er eine Schande und Quelle des Leidens in der äußerlichen Natur ist. Dann wird noch einmal klar gesagt, daß sich die Gott-Rune in dieser Welt mit dem Herwig-Verstand verlobt hat und ihm die Treue hält. Warum nicht mit Siegfried als ganzheitliche Vernunft? Das ist ein interessanter Aspekt dieser Geschichte, und es geht vermutlich darum, daß diese irdische Welt ein Reich der Entwicklung ist, zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Himmel und Hölle. Und hier wirkt vor allem unser Verstand, entweder zur Vernunft oder zum Ego, zur Ganzheit oder zur Trennung, zur Bindung oder zur Befreiung.

Als Gott-Rune liebt sie natürlich alle Wesen gleich, wie auch Christus alle Wesen liebte, auch die ihm feindlich gesinnt waren, so daß er sagte: »Liebet eure Feinde!« Die große Frage ist: Wie weit sind wir für diese göttliche, ganzheitliche und reine Liebe empfänglich? Wer kann sich ihrer vollkommen bewußt werden? Für das Ego, soweit es Trennung bewirkt, bleibt dies unmöglich. Für die Siegfried Vernunft sollte es selbstverständlich sein, und deshalb kämpft er auch nicht mehr direkt um Gudrun, sondern hilft Herwig, der um seine Verlobte kämpft, hilft Hilde, die für ihre Tochter kämpft, und hilft Ortwin, der für seine Schwester kämpft.

Das heißt, solange Hartmut nicht um Ganzheit und Freiheit kämpft, bleibt jeder vermeintliche Sieg ein Sieg der Bindung und kein Sieg der Liebe und des Friedens. Dazu müßte er seine elterlichen Wurzeln überwinden und Gudrun mit ihren Jungfrauen freigeben. Wird ihm das gelingen?

Abermals in seiner Hoffnung getäuscht, verließ er sie. Doch wehrte er der bösartigen Gerlinde, daß sie nicht ferner die Königstochter zu mißhandeln wagte. So wurde Gudrun am Abend in ihr früheres Gemach geführt, und am Morgen stand nicht die arge Schlange keifend an ihrem Lager, sondern mit Worten der Liebe die sanfte Ortrun, die sie solange nicht gesehen hatte. „Gudrun“, sprach sie, „du sollst wieder froh werden, denn ich darf bei dir bleiben, und durch meine Pflege wirst du von allem Harm genesen.“ Die Jungfrau, ihres erschlagenen Vaters und des fernen Freundes gedenkend, seufzte tief. Doch küßte sie die gute Freundin, stand auf und zog die seidenen Gewänder an, welche für sie bereitlagen. Beide Jungfrauen verkehrten miteinander und liebten sich, als ob sie zusammen aufgewachsen wären. Den ganzen Sommer hindurch war Ortrun heiter und suchte die Freundin mit Spiel und Tanz zu erfreuen und sang ihr Lieder von der Nordlandrose am stillen See, vom Himmelsstern, der im Menschenauge sein Bildnis sieht und nicht mehr weiterziehen will. Als aber im Herbst die Blumen und Blätter welkten, wurde sie ernst und traurig, spielte und sang nicht mehr. Oft fragte sie Gudrun, warum sie nicht wie bisher frohen Mutes sei, aber sie gab keine Antwort. Indessen, da die Freundin nicht nachließ zu forschen, sprach sie unter Tränen: „Ich wähnte, du werdest um meiner Liebe willen Hartmut deine Liebe gönnen. Weil du dich aber weigerst, gedenkt man, uns wieder zu trennen.“

Nordlandrose (Rosa Noisettiana)

Wo Nordens Klarheit und des Südens Glut
So wunderbar sich wie in Dir vereinen,
Da drängt wohl Alles sich mit freud'gem Mut
Zu huldigen dem lieblichsten Erscheinen.

O horch, wie feiert Dich mit Klang und Schall
Der Chor der Sänger, die Dich wahrgenommen,
Vielleicht nur trauert eine Nachtigall,
Da sie nicht weiß, ob Du ihr Lied vernommen.
(Quelle: Huldigung den Frauen, 1848)

So versucht nun Hartmut, die Liebe Gudruns mit Hilfe seiner Schwester Ortrun als „Rune der Einheit“ zu gewinnen. Sie singt von der Nordlandrose am stillen Gedankensee des Friedens, die uns an die reine Seele als Schicksalsnorne der Gegenwart erinnert und auch nach Norwegen zu Siegfried deutet, wohin später Ortruns Weg führt. Und sie singt auch vom Himmelsstern des reinen Bewußtseins, das im Menschenauge beständig werden kann und auf die Gott-Rune als Himmelskönigin deutet. So gewinnt sie auch ihre Liebe, aber natürlich nicht für Ego-Hartmut, denn er selbst kann das ganzheitliche Wesen seiner Schwester nicht verkörpern, sondern sorgt wiederum für Trennung:

Noch vieles redeten die Jungfrauen, da trat der Normannenheld selbst zu ihnen. „Gudrun“, sprach er, „der Recke, dem du Treue gelobt hast, ist deiner Liebe nicht wert, sonst wäre er nach so vielen Jahren mit Heeresmacht herübergefahren. Er hat dich vergessen, vielleicht eine andere königliche Jungfrau heimgeführt.“ - „Ihr kennt ihn nicht, edler Held“, sprach Gudrun, „uns scheidet nur der Tod, der alle Bande löst.“ - „Und wenn er nun in Kampfesnot gefallen oder in Siechtum gestorben wäre?“, fragte der junge König. „So will ich ihm dorthin die Treue bringen, wo keine Trennung mehr ist“, sprach Gudrun und stand kühn und hehr, wie ein Held in der Schlacht, vor dem Mann, der über ihr Schicksal zu gebieten hatte. „Du weißt nicht, edle Jungfrau, wen du verschmähst.“, sagte er unmutig: „Er hätte Reich, Krone und sein Haupt eingesetzt, um dich von unwürdigen Banden zu lösen. Doch nun muß er ohne Hoffnung fort, weit fort in neue Kämpfe ziehen, ob er Frieden gewinnen könne.“ So schied er von den Frauen.

„Ich soll deiner sorglich pflegen, Schätzchen“, rief Frau Gerlinde, die eilends hereinschlurfte, „das will ich in Treue tun. Du hast gar üble Grillen und Gepflogenheiten. Dagegen ist die Arbeit, reichliche Arbeit eine gute Helferin. Geh, Ortrun, an den Stickrahmen, deine süße Gespielin aber lege wieder das Seidengewand beiseite und nehme dafür den rauhen Kittel. Dann habe ich für sie ein Plätzchen am Waschtrog, denn meine Gewänder sind der Reinigung bedürftig. Es gibt auch viel zu kehren und zu fegen. Fort, Schätzchen, an das Werk!“ So sprach die Königin und bedrohte die edle Jungfrau mit Gerten und Ruten, wenn sie nicht das aufgegebene Werk bis zum Abend fördere. Gudrun aber schaffte früh und spät mit unverdrossenem Fleiß. Sie rieb sich am Waschtrog die Hände wund und ertrug alle Pein und alle Schmähungen der argen Schlange ohne Murren. So vergingen weitere sieben lange Jahre, bis Hartmut mit Ruhm und Beute zurückkehrte. Er tat zwar der Mißhandlung Einhalt, aber seine Hoffnung, die Liebe der unvergessenen Jungfrau zu gewinnen, war eitel, denn ihre Treue wich nicht aus ihrem Herzen. Deswegen setzte die bösartige Mutter ihre Zucht wieder fort und wurde von Tag zu Tag unmenschlicher in ihre Behandlung der gefangenen Jungfrau. Die anderen Mädchen von Hegelingen hatten leichtere Arbeit. Sie mußten spinnen und spulen, wenn Gudrun in winterlicher Kälte am Waschtrog stand, bis sie spät abends im durchnäßten Kleid todmüde auf ihr Lager von Stroh sank. Das erbarmte alle ihre Jungfrauen, die gar oft ihre geliebte Herrin mit der unwürdigen Arbeit beschäftigt sahen. Hildburg aus Portugal, die Hagen damals unter dem Greifennest fand, konnte ihren Unmut nicht mehr verbergen. „Wie könnt Ihr, stolze Königin“, sprach sie, „einem edlen Königskind solche Schmach antun? Ein übler Höllengeist hat Euch gezeugt und Euch das harte Herz in die Brust gelegt.“ - „Das sollst du büßen, lose Dirne“, keifte Frau Gerlinde, „gleich fort an den Waschtrog zu deinem Königskind! Dort kannst du zusehen und die Hände fleißig regen, daß mein Kleid weiß wird, gleich dem Schnee, der die Felder bedeckt.“

So übernimmt nun Gerlinde wieder das Regiment und läßt sich von Gudrun die Kleider waschen, was uns symbolisch an das Wesen der ganzheitlichen Seele in der Natur erinnert, nämlich die Reinigung der Kleider, welche die Natur äußerlich trägt. Hildburg, die Meerjungfrau und Schicksalsnorne der Vergangenheit, war bisher mit dem Spinnen der Schicksalsfäden beschäftigt, doch drängt sich nun in die Handlung, um ihre große Aufgabe zu erfüllen, darauf sie mehrere Generationen gewartet hatte und mittlerweile so alt wie Gudruns Großvater Hagen sein müßte, doch immer noch zu den Jungfrauen zählt. Wie kann das sein? Wilhelm Wägner hat sie kurzerhand zu einer Enkelin der ursprünglichen Hildburg gemacht, um den Widerspruch im Verlauf der Geschichte zu lösen. Das haben wir weggelassen, denn mit solchen Widersprüchen spielen die alten Märchen und Sagen gern, um den Leser zum Nachdenken anzuregen. So können wir uns hier aus geistiger Sicht daran erinnern, daß eine symbolische Meerjungfrau erst dann zu altern beginnt, wenn sie einen Mann bzw. Geist heiratet und damit als Seele der Verursachung auch wirksam wird, sich auswirken kann und damit altert und stirbt.

Ähnlich schrieb man auch 1853 in einer Zeitschrift über das Gudrunlied: „Sind aber ursprünglich die drei Königstöchter wirklich drei Schwanfrauen gewesen, so löst sich der Widerspruch von selbst, da die letzteren ihrer Natur nach ewige Jugend und Schönheit an sich trugen, und dieser Eigenschaften nur in dem Falle verlustig gingen, wenn sie sich einem Erdenmanne ergaben. Daher das Verschwinden der namenlosen Prinzessin von Isenland gleich nach ihrer Hochzeit, und das Altern der Königstochter Hilde von Indien, während Hildburg von Portugal in beständiger Jugend am Schauplatze weilt.“

So will nun Hildburg wirksam werden, erscheint noch einmal als Meerjungfrau und verlobt sich dann mit einem Mann, um das angesammelte Karma der Trennung in der Familie von Hagen zu verarbeiten:

Das war es, was die Jungfrau wünschte. Sie konnte nun der werten Freundin mit emsigem Fleiß Beistand leisten und sie trösten und ihr die Mühsal erleichtern. Doch mußte Gudrun auch zuweilen allein ans Meer gehen und in der eisigen Salzflut die Kleider spülen. Da geschah es einstmals, daß sie einen Schwan über das Meer herschwimmen sah. „Ach“, sagte sie, „guter Schwan, hätte ich deine Flügel, so wollte ich mich zum blauen Himmel aufschwingen und nach der Heimat eilen, um zu sehen, wie es der Mutter und den Freunden ergeht.“ Wie sie diese Worte sprach, tauchte der Vogel in die Tiefe, und an seiner Statt stieg eine schöne Jungfrau hervor. „Dein Harm wird schwinden, edle Gudrun“, sprach die Meerjungfrau, „deine Mutter, dein Bruder und dein treuer Herwig sind heil und zu deiner Erlösung gerüstet.“ Die Meerjungfrau tauchte unter, und wieder erschien der Schwan auf der wogenden Flut. Seine Schwingen ausbreitend, umkreiste er Gudrun dreimal im Flug und sang mit menschlicher Stimme:

„Treue Liebe wohnt noch auf Erden,
Sie wankt und weicht nimmermehr,
Schon nah'n im Sturm die bewehrten
Helden mit mächtigem Heer.“

Der Vogel entschwebte in die Ferne, aber seine Tröstung blieb im Herzen der Jungfrau zurück, die nun freudig ihre mühselige Arbeit verrichtete. Die Zucht des bösen Weibes wurde jedoch von Tag zu Tag immer unerträglicher. Die Wäscherinnen mußten im dünnen Kittel und unbeschuht am Strand die Kleider waschen, während die Stürme des scheidenden Winters ihnen die Flocken ins Angesicht trieben. Als sie ihre Zuchtmeisterin nur um Schuhe baten, erhielten sie Schmähworte zum Bescheid, und Gerlinde drohte, sie mit Dornenruten zu züchtigen, wenn sie ihre Tagarbeit nicht am Abend vollendet hätten. Zitternd vor Frost, bei schneidendem Nordwind, die schönen Haare wild zerrauft und barfuß wuschen sie emsig, ohne sich Ruhe zu gönnen. Da erblickten sie ein Boot, in welchem zwei blank gerüstete Recken kräftig die Ruder führten. Sie steuerten den Strand entlang und kamen den edlen Wäscherinnen allmählich näher. Die Mädchen, sich ihrer spärlichen Bekleidung schämend, suchten sich zu verbergen, aber die Männer im Boot hatten sie schon erblickt, riefen sie an und baten um Kunde, wem die stolze Burg gehöre, deren starke Mauern sie vor sich sähen. Dabei stiegen sie ans Land und drohten, sich der Kleider zu bemächtigen, die am Ufer lagen, wenn ihnen nicht Auskunft werde. Daher näherten sich die Jungfrauen verschämt wieder, und Gudrun flüsterte erstaunt zu ihrer Begleiterin: „Ich irre nicht, ich erkenne ihn unter dem Helmvisier. Es ist Herwig, aber er kennt mich nicht mehr.“

In der Tat wußte der Held nicht, daß die lange verlorene Braut ihm nahe war. Der ärmliche Kittel, die nackten Füße, das verworrene Haar, das ihr Antlitz wild umflatterte, machten das Königskind unkenntlich. Als sie aber die wirren Locken zurückstrich und ihr Blick dem seinen begegnete, da erkannte er sie, eilte auf sie zu, schloß sie in die Arme, und im bräutlichen Kuß feierten Liebe und Treue ihren Sieg über die Schmerzen der Trennung und der Mühsale der jüngsten Zeit. Das war ein wonnevoller Augenblick, und nun trat auch der andere Recke hinzu, schlug das Helmvisier auf, und „Ortwin!“ rief die glückliche Jungfrau und herzte und küßte den Bruder. Der aber wandte sich zu der anderen Jungfrau, die noch fern und verlassen stand. „Du bist es, Hildburg?“, sagte er, ihre Hand ergreifend: „Scheue dich nicht, vor den Freunden zu gestehen, daß sich unsere Herzen längst gefunden haben, daß nur der Einbruch der räuberischen Normannen unsere Verlobung verzögert hatte. Hier am Meeresstrand, vor dem Angesicht des allwaltenden Gottes, feiern wir nun die Verlobung.“ Da wurden die Ringe getauscht, und ein Kuß besiegelte den Bund der Herzen. „Sieh doch, Herwig“, sprach Gudrun, „auch dein Ringlein hab' ich treu bewahrt.“ - „Und ich das deine“, antwortete er, auf den Goldring an seiner Hand deutend: „Aber nun rasch in das Boot, ihr edlen Frauen, daß wir zu dem Heer kommen.“ - „Davor behüte uns Gott“, rief Ortwin, „daß ich die Schwester heimlich im Gewand des Elends raube. Als Königinnen begrüßen wir die Jungfrauen morgen, wenn wir siegreich in die Burg einziehen. Gott beschütze euch bis dahin, vertraut auf ihn und unsere Schwerter!“

Noch ein Händedruck und ein Kuß, dann stiegen die Helden in ihr Boot und ruderten in die Ferne. Lange blickten die Mädchen ihnen nach. Dann mahnte Hildburg an die Kleider, die noch der Wäsche bedürftig waren. „Hei, wie sollte ich noch der Wäsche pflegen!“, rief Gudrun: „Zwei Könige haben mich geküßt. Nun bin ich Königin, und die arge Schlange ist es nicht mehr. Ihre Kleider mag die wilde Flut waschen.“ Mit diesen Worten nahm sie ein Kleid nach dem anderen, warf es weit in die treibenden Wogen und klatschte vor Freude in die Hände, wie Wind und Wellen die Gewänder forttrieben, auch wenn ihre Gefährtin, die Hände ringend, von der Strafe sprach, die sie nun erwarte.

So haben sich nun Herwig und Gudrun wiedergefunden, und auch Ortwin und Hildburg als „Freund der Einheit“ und „Kämpferin um die Körperburg“ konnten sich nun verloben, um das angesammelte Schicksal der Vergangenheit endlich aufarbeiten zu können und das Problem der Trennung zu lösen. Gudrun hatte wohl auch die Worte von Ortwin richtig verstanden, daß es hier nicht darum geht, ihren bloßen Körper zu retten und den Raub mit Raub zu vergelten, sondern um das Problem an der Wurzel zu lösen. Damit vermeiden sie den üblichen Fehler, den wir sicherlich aus unserem Leben kennen, daß der Mensch gern versucht, die Probleme körperlich zu lösen, die geistig gelöst werden sollten, das heißt, die Wirkung zu bekämpfen statt der Ursache.

Frau Gerlinde stand schon lauernd auf der Warte, als die Jungfrauen angelangten. „Seid ihr schon mit dem Tageswerk zu Ende?“, rief sie ihnen entgegen, „aber wo habt ihr die Gewänder?“ - „Die Arbeit war für uns zu schwer“, sagte Gudrun ruhig, „wir wären damit nicht fertig geworden. Deshalb übergab ich die Kleider den Wellen, die sie weißer waschen werden als der Schnee. Vielleicht bringen sie auch manches Stück wieder in Eure Hände.“ Auf diese kühne Rede war die Königin nicht gefaßt, sie starrte Gudrun mit offenem Mund eine Weile an, aber dann fand sie Worte. „Habt ihr etwa mit heimlichen Buhlen gekost?“, rief sie: „Aber dafür sollt ihr Strafe leiden. Man entkleide die losen Dirnen!“, herrschte sie ihren Mägden zu: „Man binde sie fest! Ich will ihnen mit Dornenruten den lüsternen Mut austreiben. Herunter mit den Kleidern! Die Dorngerten her!“ Die Mägde wollten dem Befehl folgen, aber die Jungfrau erhob sich selbstsicher, als ob sie nun die Herrin wäre. „Rührt mich nicht an, ihr Mägde!“, sprach sie: „Morgen bin ich eure Herrin, und ihr sollt mich als Königin der Normandie schauen.“ - „Du willst?“, sprach Gerlinde freudig: „Da schwindet mein Zorn… Aber“, fügte sie hinzu, „ich fürchte, darin liegt eine Tücke verborgen.“ - „Führt den König hierher“, sprach Gudrun, „daß er es aus meinem Mund vernehme.“

Hier zeigt sich noch einmal das leidvolle Dornen-Wesen von Gerlinde, und wie Gudrun das Waschen ihrer Kleider einer größeren Macht übergeben hatte, nämlich den Wellen der Wirkungen auf dem Meer der Ursachen. Ja, dieses vollkommene Vertrauen hat sie nun gefunden, und zeigt sich zusammen mit Hildburg als unbesiegbare Gott-Rune und ewige Königin der Ganzheit. Ihre Worte werden in den Geschichten gern als List oder sogar Lüge dargestellt, doch im tieferen Grund geht es hier natürlich um die Wahrheit: „Rührt mich nicht an, ihr Mägde!“, spricht die Gott-Rune als Himmelskönigin der Ganzheit, denn in der Wahrheit kann die Ganzheit vom Trennungsspiel der Gegensätze niemals berührt werden. Und gerade mit dieser „Selbstsicherheit“ oder „Selbsterkenntnis“ ihres wahren Wesens besiegt sie die Dornen und das Leiden der äußerlichen Natur, den Zorn der Schlange, den der Egoismus im Trennungsspiel der Gegensätze hervorgebracht hat. Die Schlange selbst kann das natürlich nicht verstehen und glaubt, das Ego kann nun sein Ziel erreichen und die Liebe der Gott-Rune mit Raub und Gewalt gewinnen, um im Sieg von „Ich will!“ glücklich zu werden. Doch tief im Inneren zweifelt sie an sich selbst, ihrem Wirken und ihrem Erfolg, was im Reich der Illusion nicht anders sein kann, während der Ego-Sohn blind daran glauben will:

Die Königin ging sinnend zu ihrem Sohn und sprach: „Hartmut, die trotzige Jungfrau willigt endlich ein, dir ihre Liebe zu gönnen, aber…“ - „Kein aber!“, rief der kühne Held: „Sie willigt ein! - Mutter, das Wort will ich von ihr selbst vernehmen.“ - Er eilte fort zu Gudrun, daß die Alte ihm nicht folgen konnte, und wollte die edle Braut in die Arme schließen, aber sie wehrte ab. „Nicht jetzt“, rief sie, „nicht hier in dem Gemach des Jammers, nicht in diesem Gewand einer Magd. Am hellen Morgen, in der Versammlung der Recken, gereinigt und im königlichen Schmuck bin ich bereit, mich umarmen und küssen zu lassen.“ - „Es gehe nach deinem Willen“, sprach der kühne Held: „Auf, ihr Mägde, bereitet eurer Herrin ein Bad und auch ihren anderen Jungfrauen! Bringt ihnen geziemende Gewänder, und königlichen Schmuck der, die ich nun Braut nennen darf! Rüstet ein reiches Mahl für alle, daß sie den Tag heiter beschließen!“

Die Befehle des Königs wurden befolgt, und am Abend saßen die Jungfrauen beim festlichen Mahl. Aber nur Gudrun und Hildburg scherzten und lachten laut. Die andern waren traurig, daß sie nun für immer von der Heimat fern in der Fremde bleiben sollten. Frau Gerlinde, immer spähend und lauernd, meinte, das Lachen Gudruns sei wie ein Sonnenblick, ehe der Gewittersturm losbreche, aber davon wollte Hartmut nichts hören. Erst als die Jungfrau mit ihren Gefährtinnen im Schlafgemach allein war, entdeckte sie ihnen, wie ihre Befreier mit Heeresmacht in der Nähe seien, und verhieß derjenigen viel Gold, die am Morgen zuerst die Nachricht vom Anzug des Heeres überbringe.

Ja, was muß das für ein glückliches Gefühl sein, wenn die Seele erkennt, daß die Erlösung aus der Trennung und die Befreiung in die Ganzheit nahe ist! Und wer dies erkennt, der empfängt natürlich das Gold der Wahrheit. Wunderbar! Danke!


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Gudrunsage: Gudrun und die Brautwerbung
Gudrunsage: Gudrun und Gerlinde

Sagentext und Sepia-Bilder: Die Sagenwelt der Nibelungen nach Wilhelm Wägner und anderen Quellen
Das Heldenbuch (Gudrunlied), Band 1, Karl Joseph Simrock, 1883
Kudrun (mittelhochdeutsch), Bartsch, 1880
Die deutsche Litteraturgeschichte - Kudrun (Zusammenfassung), Pfalz, 1883
[Bibel] Luther Bibel, 1912 / Revision 2017
[2025] Text von Undine & Jens / www.pushpak.de
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