Die geistige Botschaft unserer alten Märchen

Die Prinzessin und der blinde Schmied

Märchentext von Undine & Jens [2024]
Interpretation von Undine & Jens in Grün [2024]

Dieses Märchen stammt ausnahmsweise nicht aus der Sammlung der Gebrüder Grimm. Es ist eine freizügige Nacherzählung aus unserer Feder, inspiriert vom gleichnamigen tschechisch-slowakischen Märchenfilm aus dem Jahre 2018, der eine wunderbare Weihnachtsgeschichte von einer gleichsam wunderbaren Reise erzählt, die wir uns etwas näher anschauen wollen. Wie immer empfehlen wir, das Märchen zuerst ohne Interpretation als Ganzes zu lesen. Los geht’s:

Es war einmal ein Königreich, mit dem es schon einige Jahre immer mehr bergabging. Der König wurde immer kränker, das Volk immer bedrängter, die Stimmung immer dunkler, und die guten Wünsche erfüllten sich nicht mehr. Die Königin starb frühzeitig nach der Geburt ihrer einzigen Tochter, und der königliche Ratgeber wußte keinen besseren Rat, als Kriege zu führen, um mehr Land und Reichtum zu erobern, damit bessere Zeiten kommen. Dazu wollte er auch die junge Königstochter heiraten und selbst König werden, um seine ehrgeizigen Pläne zu verwirklichen. Und dazu kam noch die dunkle Jahreszeit. Weihnachten stand vor der Tür, aber der König lag sterbenskrank in seinem Bett, so daß für ihn wenig Hoffnung war, das neue Jahr zu erleben. Seine Tochter war verzweifelt, wollte aber den königlichen Ratgeber nicht heiraten, sondern erinnerte sich an die alte Sage von König Svarog, der als Wurzel ihres Königsgeschlechts galt und mit seiner wundertätigen Krone jeden Wunsch erfüllen und jede Krankheit heilen konnte. Der sterbenskranke König sagte ihr, dies sei nur ein Märchen, ein Phantasiegebilde des Volkes, und sein Ratgeber bestätigte es. Als dieser jedoch erkannte, daß sein Hochzeitsplan nicht gelingen wollte, erzählte er der Prinzessin unter vier Augen, daß es dieses Königreich von Svarog wirklich gibt und sogar eine geheime Karte, die der kranke König immer bei sich trägt. Denn wie der König, so wußte auch sein Ratgeber, daß aus diesem Königreich bisher noch kein Mensch zurückgekommen war. So hoffte er, die ganze Macht übernehmen zu können, wenn dann der kranke König ohne Nachfolger stirbt.

Die Prinzessin suchte und fand die Karte im Griff des königlichen Zepters, und entdeckte darauf den Weg zu einem mystischen Berg mit krummer Spitze:

Nun war sie fest entschlossen, den Weg zu wagen, ergriff ein altes Schwert aus dem Erbe ihres Großvaters, bestieg ihr weißes Pferd und verließ wagemutig das Schloß ihres Vaters. Unterwegs kam sie durch ein Dorf, wo ein junger Schmied mit seiner Mutter wohnte. Sein Vater war früh gestorben, und er selbst war blind geboren worden, wie überall im Königreich viele Kinder mit Krankheiten zur Welt kamen. Trotzdem war er Schmied geworden, denn die fehlende Sehkraft wurde durch ein sonniges Gemüt und seine anderen Sinne ausgeglichen, so daß er um so besser fühlen, riechen und hören konnte und gern lächelte. Da kam nun die junge Prinzessin zum jungen Schmied, denn ihr altes Schwert war stumpf, und das Pferd hatte ein Hufeisen verloren. Sie wunderte sich zunächst sehr über einen blinden Schmied, doch als sie sich zufällig mit den Händen berührten, fühlten beide eine seltsame Kraft zwischen sich, die sie bisher noch nie empfunden hatten, wobei der Schmied nicht sehen konnte, daß es die Tochter seines Königs war. Mit diesem tiefen Gefühl schärfte er das Schwert und beschlug das Pferd, und als er erfuhr, daß es die Prinzessin war und wohin sie reiten wollte, war er sogleich bereit, sie zu begleiten. Doch seine Mutter wollte ihn nicht gehenlassen, und gleich gar nicht so kurz vor Weihnachten, denn auch sie wußte, daß von diesem Berg noch niemand zurückgekehrt war, und daß sich sogar die Tiere vor dem Ort fürchteten. So bewirtete sie die Prinzessin mit leckeren Buchteln, die sie für Weihnachten gebacken hatte, und bot ihr auch ein Nachtlager an. Ihrem Sohn aber gab sie einen Schlaftee, und obwohl er sich über den ungewöhnlichen Geruch wunderte, trank er ihn vertrauensvoll, und wachte erst spät am anderen Tag wieder auf, nachdem die Prinzessin schon längst im Morgengrauen fortgeritten war.

Das Märchen beginnt mit einem Königreich, das wir im Prinzip auch in unserem heutigen Land wiederfinden können. Deshalb wollen wir nun versuchen, die vielfältige Symbolik etwas näher zu beleuchten, ob vielleicht doch irgendwo eine heilsame Botschaft für einen Ausweg versteckt ist.

Zuerst finden wir das Spiel der Trennung, daß ein Vater die Mutter verlor, und eine Mutter den Vater, so daß sie natürlich ihre Kinder nicht auch noch verlieren wollen und entsprechend versuchen, sie festzuhalten. Darin können wir bereits das übliche Spiel der Gegensätze von Männlich und Weiblich als Geist und Natur erkennen, und wie sich ihre Kinder als Prinzessin und Schmied suchen, um das Problem der Trennung ihrer Eltern zu lösen, wie alle ungelösten Probleme an die Nachkommen weitergegeben werden. Der König in der äußeren Welt wäre dann die herrschende Vernunft, die aber krank und schwach ist, weil der Ratgeber als Ego-Verstand das Reich beherrschen und sich über die ganzheitliche Vernunft erheben will, um seine persönlichen Vorteile zu suchen. Dieser Weg führt natürlich in eine Welt der Gegensätze, wo es Trennung, Tod, Krankheit und Krieg geben muß, denn der Ego-Verstand ist ein Bewußtsein der Trennung.

Im Schmied können wir ein Symbol des menschlichen Geistes sehen, jener Kraft des Bewußtseins, die das zukünftige Schicksal schmiedet, wie man auch sagt: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Denn ein guter Schmied beherrscht das Schmiedefeuer, so daß es nicht in Leidenschaft ausbricht, zum „Burnout“ wird und die ganze Schmiede verbrennt, sondern zum Glücklichsein genutzt werden kann. So ist auch das Hufeisen, welches das Pferd der Prinzessin verloren hatte, ein altes Glückssymbol, das man sich gern mit der Öffnung nach oben über die Haustüren hängte, um das Glück bzw. Licht aufzufangen und dunkle Geister abzuhalten, oder mit der Öffnung nach unten als Schutzsymbol und Glückssegen. Mit der Öffnung nach rechts war es ein „C“ für das Christus-Bewußtsein, die ganzheitliche Vernunft als das Licht der Welt. Die angeborene Blindheit des Schmiedes erinnert an unsere geistige Unwissenheit, so daß wir unsere wahre Seele nicht erkennen. Das wäre dann die Prinzessin als reine Seele der Natur, die anderseits ihren reinen Geist sucht, damit die ganzheitliche Vernunft wieder auf gesunde und heilsame Weise herrschen kann. Aus diesem Grund wollte sie auch den Ego-Verstand nicht heiraten, denn damit würde die Vernunft völlig sterben.

Die Mutter des jungen Schmiedes wäre dann die äußere Natur, die uns die Nahrung für den Weg gibt und natürlich den Geist nicht verlieren will, wie auch der König als Vernunft die Seele der Natur nicht verlieren will. Doch wenn sich die Eltern nicht finden, dann müssen es die Kinder tun und als Geist und Seele auf die Suche gehen, und dagegen hilft weder die Geheimniskrämerei des Vaters noch der Schlaftrank der Mutter.

So finden wir in der äußerlichen Welt folgende Hauptrollen in gewohnter Starbesetzung:
König: menschliche Vernunft als geistige Einheit
Ratgeber: Ego-Verstand, begriffliches Denken in Gegensätzen
Prinzessin: Seele der Natur, Ordnung durch Ursache und Wirkung
Mutter: Natur als natürliche Vielfalt, die dem Geist Nahrung gibt
Schmied: menschlicher Geist, geistige Macht
Pferd: tierhafter Körper in der äußerlichen Welt

Hier merken wir bereits, daß sich nun das ganze Märchen mehr und mehr in das Innere eines Menschen verlegt. Entsprechend wird auch der Weg zu „einem Berg mit krummer Spitze“ gewiesen, den man also nicht äußerlich bis zum Gipfel erklimmen, sondern innerlich erobern und gewinnen sollte.

Und die wegweisende Karte dahin findet sich im „Griff des königlichen Zepters“, denn wahrlich, wer den Weg in diesen Berg nicht kennt und gegangen ist, sollte eigentlich kein Regent werden und nach der Herrschaft über die Welt greifen, denn in diesem Berg ist die wahre Kraft und Macht der Herrschaft begründet. Andernfalls zählt ein solcher Regent zu den vielen Menschen, die andere beherrschen wollen, ohne sich selbst beherrschen zu können. Was sicherlich auch ein Grund für die siechende Krankheit des Königs und den Niedergang seines Landes ist.

So geschieht das Ganze kurz vor Weihnachten in der dunkelsten Zeit des Jahres und oft auch in der dunkelsten Zeit unseres Lebens, und wir wollen nun sehen, wie wir das wahre Licht in unserem Inneren wiederfinden können.

Kurz nach der Mittagstunde, als die winterliche Sonne bereits tiefer sinken wollte, hörte der blinde Schmied, wie das Pferd der Prinzessin zurückkehrte, aber allein und ohne Reiterin. Nun gab es kein Halten mehr, er ergriff seinen Blindenstab und setzte sich auf das Pferd. Seine entsetzte Mutter hatte gerade noch Zeit, ihm einen Beutel voller Buchteln als Wegzehrung mitzugeben. Zum Abschied sprach er: „Liebe Mutter, ich verspreche dir, zum Weihnachtsfest bin ich mit der Prinzessin zurück.“ Dann ließ er sich vom Pferd auf den gleichen Weg führen, den die Prinzessin durch den Wald genommen hatte. Nach einiger Zeit wollte das Pferd nicht weiterlaufen, und er wußte, daß der mystische Berg nicht weit sein konnte, den sogar die Tiere fürchten. Er ging zu Fuß weiter, tastete sich mit seinem Stab voran, und bald duftete es mitten im Winterwald auf wunderbare Weise nach sommerlichen Blüten. So erreichte er den Berg in der Abenddämmerung, trat ins Innere ein und fand sich in einer sommerlichen Welt wieder, die Sonne schien warm, und die Vögel zwitscherten lustig.

Ähnlich werden auch wir von einem Tierkörper durch die Welt getragen, der sogar ein Gedächtnis hat und sich die Wege merken kann, die er bereits gegangen ist. Doch in das Innere des Berges als Symbol für die körperliche Welt kann er nicht gehen. In diese innere bzw. geistige Welt kommen nur der Geist und die Seele der Natur. Und der blinde Schmied findet hier auch im dunklen Winter sein sonniges Gemüt wieder. So kann es in unserem Inneren hell, warm und freundlich sein, während die äußere Welt dunkel, kalt und feindlich erscheint, oder auch umgekehrt. Wie es heute vielen Menschen geht, die an Depression leiden, weil sich ihr Inneres im Gegensatz zur äußeren Welt dunkel, kalt und feindlich anfühlt. Ein solcher Mensch wird natürlich nur ungern in sein Inneres gehen, während es für unseren blinden Schmied eine Freude ist, dort nach der Prinzessin bzw. seiner Seele zu suchen. So wird es nun interessant, was wir in dieser innerlichen Welt alles finden können:

Plötzlich hörte der blinde Schmied eine tiefe, schicksalsschwangere Stimme sprechen: „Willkommen, willkommen, stell keine Fragen! Wenn du hier weiterkommen willst, mußt du bezahlen!“ Der Schmied antwortete, daß er nichts außer Buchteln hätte. Da wandelte sich die tiefe Stimme in die hohe eines kleinen Kobolds und jubelte: „Lecker, lecker, ich liebe Buchteln mit Marmelade oder Pflaumenmus!“ Daraufhin erzählte ihm der Schmied, daß er die Prinzessin suchte, und gab ihm ein Buchtel ab, das fast so groß wie der Kobold selbst war.

Danach fragte er den entzückten und überglücklichen Kobold, wofür er eigentlich bezahlen sollte, und dieser gab ihm einen guten Rat:

Du hilfst der Prinzessin nicht ohne
Die wundertätige Krone.
Da ist eine uralte Frau,
Abgefeimt, verschlagen und schlau,
Und so lebt sie, weil sie es muß,
In einem Häuschen unten am Fluß.
Sei klug und greif dir die Katze,
Nur hüte dich vor ihrer Tatze!

Obwohl der Schmied skeptisch war, den Rat von einem Kobold anzunehmen, bewahrte er doch die Worte in seinem Gedächtnis, setzte seinen Weg fort und durchquerte mühsam den Fluß, weil er die Brücke nicht sehen konnte, auf der der Kobold saß und kicherte:

Kannst du keine Brücke sehen,
Mußt du durchs Wasser gehen.
Was für ein Baden und Waten!

Auf der anderen Seite begegnete ihm im Wald die uralte Frau auf der Suche nach Nahrung, die als Hexe in einem Häuschen unten am Fluß wohnte, wie es der Kobold vorausgesagt hatte. Mit dem Versprechen, mehr über die Prinzessin zu erzählen, lockte sie ihn in ihr Pfefferkuchenhaus, um sich dort an alles zu erinnern. Doch eigentlich wollte sie ihm nur eine Tasse Fliegenmilch mit einem Schlaftrunk geben, um ihn danach in ihrem großen Kessel zu kochen und zu verspeisen.

Nun, das Erste, was wir auf dem Weg in unser Inneres finden, ist gewöhnlich ein gieriges Wesen, eine unersättliche Begierde, die nicht nur nach süßen Buchteln sucht. Darin können wir unsere natürliche Unerfülltheit erkennen, ein beständiges Gefühl von Mangel, so daß uns immer irgendetwas fehlt, und kein äußerlicher Reichtum kann diese Unerfülltheit dauerhaft erfüllen. Diese natürliche Begierde wird im Märchenfilm sehr schön als kleiner Kobold in einem bunten Kleid aus Baumpilzen, Blüten und Blättern der Natur dargestellt, wie oben im Bild zu sehen ist. Solange diese Begierde in dieser Form der natürlichen Vielfalt erscheint, ist sie sicherlich auch gut und nützlich, um uns dahin zu führen, was uns in Wahrheit fehlt. Deshalb sollte man diesem Kobold nicht allzuviele Fragen stellen oder allzusehr vertrauen, und doch führt er uns mit seinem „guten Rat“ zum innerlichen Problem, zuerst zum Fluß und dann zur Hexe.

Bei diesem Fluß können wir an die Lebensgeschichte von Körper und Person denken, an einen Fluß der Vergänglichkeit, der aus seiner Quelle durch Zeit und Raum fließt, alles kommen und gehen läßt, heranträgt und wieder fortträgt. Der Sehende findet eine Brücke über diesen Fluß, während der blinde Schmied mühsam durch das Wasser waten muß, worin wir gewöhnlich dahingetrieben werden und auch versinken. Und auch hier sitzt die natürliche Begierde schon auf der Brücke und lockt uns, diese Brücke zu suchen und zu finden. Diese Symbolik ist genial gezeichnet, denn dieser Fluß hat natürlich zwei Ufer als Grenzen, sonst wäre es kein Fluß: Die natürlich-körperliche Grenze bildet die Hexe, und die geistig-persönliche Grenze bildet der Ego-Verstand, worin auch die Trennung und Gegensätzlichkeit von Geist und Natur deutlich wird, in der wir gewöhnlich leben, und zwischen denen der Fluß unserer körperlich-persönlichen Lebensgeschichte fließt. Ja, hätte der Fluß keine Grenzen, dann wäre er das ganze Meer. Und die Brücke? Sie sollte keine Schwindelbrücke sein, auf der man fürchtet, ins Wasser zu fallen, weil sie enge Grenzen hat, sondern eine wahre Brücke, auf der alle Grenzen verschwinden…

An diesem Fluß finden wir nun die alte Hexe wieder, die wir in vielen anderen Märchen schon kennengelernt haben. Sie lebt in einem Pfefferkuchenhaus, das heißt, ein körperliches Haus, das aus Nahrung gebaut wurde, wie auch unser Körper praktisch aus Nahrung besteht, und die fünf Sinne mit dem Denken als Sechstes („Hexa“) geistig und körperlich ständig auf der Suche nach solcher Nahrung sind. Und alles, was in dieses Haus kommt, will diese Hexe in ihrem Kessel kochen und als Nahrung zubereiten, wie auch unsere moderne Wissenschaft weiß, daß überall in den körperlichen Zellen chemische Suppen für den Stoffwechsel des Körpers gekocht werden.

Dazu könnten wir das berühmte „Hexen-Einmaleins“ von Goethe aus [Faust I] auch wie folgt deuten:

Aus Eins mach Zehn, (Ganzheit ist Alles und Nichts)
Und Zwei laß gehn, (Trennung, Gegensätze wie Gut und Böse)
Und Drei mach gleich, (Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Hl. Geist)
So bist du reich. (an Weisheit und All-Sein)
Verlier die Vier! (vier Elemente des Körpers)
Aus Fünf und Sechs, (fünf Sinne und Denken)
So sagt die Hex, (als Wächterin der körperlichen Grenze)
Mach Sieben und Acht, (Vernunft und Achtsamkeit bzw. Gewahrsein)
So ist's vollbracht: (die Vollkommenheit)
Und Neun ist Eins, (Alles ist Eins)
Und Zehn ist keins. (weder Alles noch Nichts, das Unbegreifbare)
Das ist das Hexen-Einmaleins!

Die hohe Kraft
Der Wissenschaft, (reines Bewußtsein, Information)
Der ganzen Welt verborgen! (weil formlos)
Und wer nicht denkt, (kein begrifflicher Ego-Verstand)
Dem wird sie geschenkt, (von Gott)
Er hat sie ohne Sorgen. (weil unverlierbar)

In dieser Hinsicht könnte man nun darüber nachdenken, warum uns die Hexe in dieses Körperhaus aus Nahrung lockt und welche Erinnerung sie uns verspricht? Warum leben wir in diesem Körper, und was suchen wir darin? Ja, vielleicht geht es gerade um die Erinnerung, wer wir in Wahrheit sind, sozusagen um die „Selbsterkenntnis“. Doch wie kann uns die alte Hexe dabei helfen?

Dazu ist vielleicht die „Fliegenmilch“ interessant. Ja, es gibt auch Fliegen, die kleine Milchdrüsen haben, mit denen sie ihre Kinder ernähren, wie zum Beispiel die Tsetsefliege. Doch im Haus der Hexe denken wir doch mehr an einen Trank vom Fliegenpilz, wie es auch im Film deutlich dargestellt wird. Dann bedeutet das „Fliegen“ mehr ein geistiges Fliegen in Phantasiewelten, wie es verschiedene Drogen verursachen und im Grunde auch die Hexe in ihrer Herrschaft über unsere Sinne und Gedanken. Denn auch hier steht immer die Frage nach Phantasie oder Wahrheit, und manche behaupten sogar, daß alle unsere Gedanken und Sinneserfahrungen mehr Träume als Realität sind, weil wir alles nur indirekt „wahrnehmen“, so daß zum Beispiel die Sinnes- und Gedankenwelt eines Hundes sehr verschieden von unserer Welt der Wahrnehmung ist.

Die Wurzel für das Schlafmittel erinnert im Film an eine giftige Alraunwurzel, die früher gern als Zaubermittel verwendet wurde und auch hypnotisch, einschläfernd und betäubend wirken soll.

Die wunderlichen Wirkungen von Pflanzen und ihren chemischen Stoffen auf unseren menschlichen Geist ist eine große und spannende Frage, die wir an dieser Stelle nicht allzuweit verfolgen wollen. Nicht umsonst hat unser Darmsystem so viele Nervenzellen, daß es als ein „zweites Gehirn“ bezeichnet wird. So spielen auch Drogen schon seit ältesten Zeiten eine wichtige Rolle im Leben der Menschen, wie die Schamanen wissen. Was sind das für Informationen oder „Erinnerungen“, über welche die Hexe herrscht?

Dazu gibt es übrigens auch eine interessante Geschichte im alten indischen Markandeya Purana über eine „Flugsalbe“, die auf die Füße aufgetragen wurde und den Geist in weite Welten führen konnte. Nur die Rückkehr war nicht so einfach:
Oh Brahmane, durch die Macht eines Krautes, das durch magische Formeln mit unbegrenzter Beweglichkeit segnet, kann ich tausend Yojanas an einem halben Tag gehen… (Markandeya Purana Kapitel 61)

Doch der blinde Schmied roch das gleiche Schlafmittel, wie es ihm seine Mutter gegeben hatte, und vertauschte die Tassen, so daß die Hexe in tiefen Schlaf fiel. Als sie erwachte, hing sie an einem Seil über dem kochenden Kessel, jammerte und erzählte ihm aus Angst, in ihrem eigenen Kessel gekocht zu werden: „Ich konnte der mutigen Prinzessin gar nichts anhaben. Kein Zauberspruch wirkte, weil sie ein Schwert trug, das ein ehrlicher Mann geschliffen hatte. Mit so einem Schwert kann man jeden Zauber einfach abschneiden. Nun ist sie im Schloß von König Svarog, aber wer da einmal drin ist, kommt nicht lebend wieder heraus. Denn Svarog ist auf ewig verflucht, und jeder, der ihn auch nur einen winzigen Augenblick ansieht, wird in Stein verwandelt. Wenn du zu diesem Schloß willst, mußt du über den Berg klettern, der am Ende des Tales steht.“

Was passiert nun, wenn man sich nicht von der Hexe betäuben und kochen läßt, sondern den Spieß umkehrt und die Hexe betäubt und kocht? In unserem Märchen reicht offenbar schon der ernsthafte Entschluß dazu aus, so daß der Hexe die „Erinnerung“ wiederkommt, und sie von der Prinzessin und dem Weg zu ihr spricht. Vielleicht ist es gar nicht gut, die Hexe töten zu wollen. Vielleicht reicht es aus, sich nicht von ihr beherrschen zu lassen, und dann findet sie ihren Platz im Körper, wo sie hingehört, um die chemischen Suppen in den Zellen zu kochen. Denn wie der Kobold schon sagte: „So lebt sie, weil sie es muß, im Häuschen unten am Fluß.“

Dazu wird hier ein altes Symbol benutzt: Das Schwert, das ein ehrlicher Mann geschliffen hat. Es erinnert uns an das Schwert der Weisheit und Achtsamkeit, das zugleich tötet und lebendig macht, weil es die Illusion in jeder Richtung an der Wurzel abschneidet und mit der Spitze in die Tiefe der Wahrheit dringt. Deshalb ist es die Aufgabe des menschlichen Geistes, dieses Schwert zu schleifen und zu schärfen, das wir als Menschen geerbt haben, aber das durch die vielen Schläge auf Stein bzw. Materie stumpf geworden ist. Im Zen-Buddhismus heißt es zu diesem „scharfen und spitzen Schwert zum Schneiden und Stechen“:
Ein Säbel, um zu töten, ein Degen zum Lebendigmachen: Das war bei den Alten Brauch und Regel; das gehört auch heute noch zum unerläßlichen Bedarf. Gilt es zu töten, so wird dabei auch nicht ein Härchen gekrümmt. Gilt es, lebendig zu machen, so muß doch Leib und Leben dabei zugrunde gehen. Darum sagt einer: Den einen Pfad, der überwärts hinaufführt, kann aller tausend Heiligen Überlieferung dir nicht weisen. Gelehrte mühen sich, ihm eine Form zu geben. Sie sind den Affen gleich, die nach dem Spiegelbild im Wasser greifen. (Zen-Worte im Tee-Raum, Drei Pfund Hanf im Bi-yän-lu, Akaji Sōtei)

Wer könnte also den Weg zu König Svarog weisen? Diese Stimme kann wohl nur aus der tiefen Intuition kommen, wenn die Hexe in ihrer Tätigkeit gebunden ist und der Ego-Verstand schweigt. Dann beginnt die Natur, aus ihrer Erinnerung zu sprechen, und so erfährt auch der blinde Schmied den Weg bis ans Ende des Tales und dann über den Berg. Das heißt wohl, wenn die Natur zu sprechen beginnt, dann sollte man bis zum Grund vordringen, und danach die Höhe und den Gipfel des Geistes erklimmen. Wie auch unsere moderne Wissenschaft in die Tiefen der Natur bis zum Grund ihrer Erinnerung vordringt, und wie der Quantenphysiker Anton Zeilinger sagt: „Information ist der Urstoff des Universums.“ Nun müßten wir nur noch den Gipfel des Geistes erklimmen, aber damit tut sich unsere Wissenschaft sehr schwer… Mal sehen, welchen Weg der blinde Schmied nimmt:

Nachdem die Hexe so gesprochen hatte, ergriff er die schwarze Katze der Hexe als Strafe, weil sie ihn betäuben und kochen wollte, und verließ das Pfefferkuchenhaus unter dem Jubel des gierigen Kobolds, der dem blinden Schmied zurief:

Gib gut acht und laß die Katze nicht gehen,
Du brauchst sie noch, du wirst schon sehen.

Die Hexe befreite sich bald wieder aus den Stricken, trat vor den Zauberspiegel und warnte ihren Vetter, der im Spiegel wie eine schwarze Wolke erschien und niemand anderes war, als der Ratgeber des kranken Königs. Als dieser von einem blinden Schmied erfuhr, der auf dem Weg zu König Svarog war, erschrak er, weil der Fluch bei Blinden natürlich keine Wirkung hat und Svarog von ihm befreit werden könnte. Nun sann er auf ein heimtückisches Mittel.

Der gierige Kobold jubelt wohl vor allem wegen der Katze und gibt noch einen guten Rat mit auf den weiteren Weg: „Sei stets achtsam, und du wirst sehend werden.“ In der schwarzen Katze können wir das Tierwesen der Hexe sehen, das natürlich auch seinen Sinn in der Natur hat, wie auch wir noch „sehen“ werden.

Der Zauberspiegel ist wieder ein tiefgründiges Symbol für unser reflektierendes Bewußtsein, in dem sich alle Formen auf zauberhafte Weise widerspiegeln. Denn in einem Spiegel sehen wir uns praktisch immer nur selbst, aber vor allem in irgendwelchen Formen, ohne das Sehende selbst zu sehen, das formlose Bewußtsein, das alles sieht und erkennt, oder wissenschaftlicher ausgedrückt, die Information, die alles formiert und formt. So kann die Hexe in diesem Spiegel aus der inneren in die äußere Welt schauen und sieht dort ihren Vetter, mit dem sie eng verwandt ist, wie auch Ego und Verstand eng zusammengehören. Und dieser Ego-Verstand erscheint wie eine schwarze Wolke, die das Licht der ganzheitlichen Vernunft verdunkelt. Warum? Es ist ein begrifflicher Verstand der Einbildung, der die Dinge trennt und festhalten will. Dazu sagt Meister Eckhart:
Das geringste kreatürliche Bild, das sich je in dich einbildet, das ist so groß, wie Gott groß ist. Warum! Weil es dich an einem ganzen Gott hindert. Eben da, wo dieses Bild (in dich) eingeht, da muß Gott weichen und seine ganze Gottheit. (Predigt 7)

So werden wir nun auch sehen, wie der Ego-Verstand den menschlichen Geist daran hindern will, vom Grund der Natur, wo man die Vielfalt im Meer der Ursachen bzw. Möglichkeiten findet, auf den Gipfel des Geistes zu kommen, wo man dann die Einheit einer ganzheitlichen Vernunft bzw. Gottheit findet:

In der Zwischenzeit ging der blinde Schmied den gewiesenen Weg und tastete sich mit seinem Stab voran. Bald erreichte er einen steilen Berg, den er zu erklimmen begann. Oben wartete schon der gierige Kobold, hatte aber Angst um ihn und versuchte, den Kletterer mit gutem Ratschlag davon abzubringen:

Hüte dich wohl, noch höher zu klettern,
Schnell kann der Fall deine Glieder zerschmettern.
Dann bist du in lauter Teile zerlegt…

Doch darauf fiel ihm kein Reim mehr ein. Der blinde Schmied versuchte, den ängstlichen Kobold zu beruhigen, und antwortete, daß er sich immer an die erste Regel beim Klettern hielt, nämlich niemals zurückzusehen. Worüber der Kobold lachen mußte, weil er doch wußte, daß der Schmied blind war.

Als er kurz vor dem Gipfel war, erschien plötzlich die schwarze Wolke aus dem Zauberspiegel und hüllte den Kobold mit einem dunklen Wirbel ein, so daß er in einen Stein verwandelt wurde, der hinabrollte und den blinden Schmied mit in die Tiefe riß. Aber der Stein zerbrach auf dem Boden nicht in lauter Teile, und der blinde Schmied wurde auf halber Höhe mit Zauberkraft aufgefangen und konnte sich wieder festhalten. Darauf sprach die schwarze Wolke mit der Stimme des Kobolds: „Du hättest dich beinahe zu Tode gestürzt. Doch ich habe dich gerettet.“ Der blinde Schmied bedankte sich, und als er sich trotz aller Warnungen nicht von seinem Weg abbringen lassen wollte, gab ihm die Koboldstimme noch folgenden Rat: „Wenn du die Prinzessin wirklich retten willst, dann sollst du wissen: Solange Svarog am Leben ist, wird das Königreich verflucht sein und damit auch deine Prinzessin. Es gibt also nur eine Lösung: Töte König Svarog!“ Der blinde Schmied wunderte sich zwar, daß sich dieser Rat nicht wie bisher reimte, nahm ihn aber an und erklomm nun erfolgreich den Berg.

Auch diese Symbolik ist sehr tiefgründig. Daß die Begierde immer schon am Ziel steht und ungeduldig auf uns wartet, kennen wir sicherlich alle, und auch, daß sich diese Begierde schnell in Angst verwandelt, denn wer etwas gewinnen und den Gewinn festhalten will, muß natürlich auch Angst vor dem Verlieren haben. Das ist das Spiel der natürlichen Gegensätze, weshalb man auch den geistigen Gipfel erklimmen sollte, wo sich alle natürlichen Gegensätze wieder in einem Punkt vereinen. Das ist das mysteriöse Spiel von natürlicher Vielfalt und geistiger Einheit.

Problematisch wird es, wenn diese natürliche Begierde, die uns mit Hunger und Durst auf den Wegen der Welt führt, vom Ego-Verstand ergriffen und gebraucht bzw. mißbraucht wird. Dann verhärtet und versteinert sich diese Begierde förmlich, denn der Ego-Verstand will keinen Weg gehen, sondern wie der Name „Verstand“ schon sagt, stehenbleiben und festhalten. Das sind dann unsere sogenannten „Vorstellungen“ und „Standpunkte“, an denen sich das Ego festhält und praktisch auch sich selbst wie Steine in den Weg stellt, aus denen dann ganze Burgen gemauert werden. Daraus wird dann die körperliche Ego-Burg, in der sich das Ego schützen und verteidigen will, und aus der es andere angreift. Deshalb versucht auch der Ego-Verstand den menschlichen Geist zwischen dem Grund der Natur und dem Gipfel des Geistes am Stein angeklammert festzuhalten, wie wir es auch von unserer heutigen Weltanschauung des Materialismus kennen. Und dazu behauptet er noch, daß er damit den menschlichen Geist bewahrt und rettet. Ja, das ist die schwarze Wolke und Magie des Ego-Verstandes, die uns sagt: Wahrheit ist das, was man begreifen und festhalten kann.

Da ist natürlich die Angst des Verlierens nicht weit. Wie auch unsere heutigen weltlichen Herrscher, die den Weg zur Krone von König Svarog weder kennen noch gegangen sind, gern mit der Angst regieren, schreckliche Feindbilder erschaffen und todbringende Kriege gegen sie führen, vor allem, um sich persönlich zu bereichern. Und hinter dieser Angst steht natürlich das Grundproblem der Trennung, denn nur durch Trennung kann man etwas verlieren, was in der Ganzheit unmöglich ist. Wie der Kobold auch Angst hat, daß der Körper in lauter Teile zerschmettert werden kann, aber darauf fällt ihm kein Reim mehr ein…

Was bedeutet das? Wir sagen ja manchmal: „Darauf kann ich mir keinen Reim machen.“ Und damit meinen wir im Grunde, daß wir hier den tieferen Sinn nicht erkennen können. Und so macht es auch in der innerlich-geistigen Welt, wo wir uns gerade befinden, keinen Sinn, daß der menschliche Geist „zerbrechen“ oder sogar sein Leben „verlieren“ könnte. Deshalb ist dieser Reim so wichtig, denn das Gute eines Rates kommt nicht aus den äußerlichen Worten, sondern aus dem innerlichen Sinn, der aus der Tiefe der Intuition in uns anklingen und Resonanz finden sollte, und kommt damit auch aus dem Reich von König Svarog mit seiner wundertätigen Krone. Diesen innerlichen Sinn kann natürlich der Ego-Verstand nicht finden, weil er weder die Tiefe der Natur noch die Höhe des Geistes erkennen und anerkennen will, und deshalb gibt es auch keinen Reim auf den Ratschlag der schwarzen Wolke. Doch diese dunkle Wolke sieht der Schmied noch nicht, weil er blind ist, aber gerade diese Blindheit wird ihm noch sehr helfen, denn er läßt sich nicht vom Weg abbringen:

Oben auf dem Gipfel stand das Schloß von König Svarog. Er trat ohne weitere Hindernisse ein, doch ihm begegnete eine schwere und dunkle Stille, denn es war die Stille des Todes, die überall im Schloß herrschte. Nach einem langen Gang, durch den ihn sein Stab führte, kam er in einen großen Saal, wo er mit seinem Fuß auf hellklingendes Metall stieß. Es war das alte Schwert der Prinzessin, das er eigenhändig geschliffen hatte. Ihr war es hier aus der Hand geglitten, und sie stand versteinert daneben, wie er nun fühlen konnte und auch begriff, daß sie nicht die einzige war, die hier in Stein verwandelt worden war. Da erhoben sich Trauer und Zorn in ihm, er tauschte seinen stumpfen Blindenstab gegen das scharfe Schwert und rief mit lauter Stimme: „Svarog! Wo bist du? Svarog!“ Zögerlich erschallte vom Thron die Antwort durch den Saal: „Was willst du? Hier findest du nichts als den Tod. Jeder der mich erblickt, muß zu Stein erstarren. Das ist der Fluch, der mir von meinem Ratgeber auferlegt wurde, der mich mit schwarzer Zauberkunst überwältigt und die Macht übernommen hatte, um sich persönlich zu bereichern. Doch warum geschieht dir das nicht?“ Er sprach: „Ich bin blind und kann dich nicht sehen. Auf der Suche nach der Prinzessin kam ich hierher und weiß, daß es nur einen Weg gibt, den Fluch zu beenden: Ich muß dich töten.“ Der König antwortete: „Ich würde alles tun, um mein Königreich und die Prinzessin zu erlösen. Wenn das der Weg ist, dann vollende ihn! Dafür sollst du auch meine goldene Krone erhalten, die mein Ratgeber mit seiner schwarzen Magie nicht ergreifen konnte.“ Der alte König stieg vom Thron herab und kniete sich vor dem blinden Schmied nieder, um sein Leben für das Leben aller anderen in seinem Königreich zu opfern. Da sah sich der blinde Schmied am Ende des Weges, erhob das scharfgeschliffene Schwert, doch konnte den tödlichen Schlag nicht übers Herz bringen und sprach: „Ich kann nicht töten! Es muß doch auch anders möglich sein, diesen Fluch zu brechen.“

Wer ist „Svarog“? Diesen Namen finden wir in der slawischen Mythologie als „Schöpfer allen Lebens, Gott des Lichtes und himmlischen Feuers sowie Himmelsschmied“ wieder. Etymologisch soll „Svarog“ „Himmel“ bedeuten, abgeleitet vom Sanskrit-Wort „Svarga“. Doch wie findet man diesen Gott im Inneren eines Berges?

Nun, Werner Heisenberg, der Nobelpreisträger und Vater der Quantenphysik, sagte einst: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott!“ Und doch hat vor allem die Naturwissenschaft dafür gesorgt, daß dieser Gott in unserer modernen Weltanschauung entmachtet wurde, und wir praktisch in einem toten Universum leben. Ob wir nun in die Tiefe oder die Höhe schauen, wir finden immer nur Totes, kleinste Elementarteilchen und größte Sterne und Galaxien, sowie ganz viel dunkle Energie und dunkle Materie. Ist das die schwarze Magie des Ego-Verstandes, der alles um uns herum materialisiert und versteinert? Haben wir heute nur andere Namen vergeben, und nennen das Versteinern „Materialismus“ und die schwarze Magie des Egos „Kommerz“? Werden nicht alle unsere Lebensbereiche immer mehr kommerzialisiert? Nicht nur Medizin, Ärzte, Krankenhäuser, Postdienste, Bahn, Bus, Telefon, Fernsehen, Internet, Universitäten, Forschungszentren und Urlaubsreisen, sogar das heilige Weihnachtsfest wird vom Kommerz beherrscht, und alles muß finanziellen Gewinn bringen. So finden sich überall entsprechende Ratgeber, die vor allem an ihren persönlichen Reichtum und Vorteil denken. Das ist mittlerweile völlig normal, und niemand wundert sich mehr, wenn führende Politiker ihr Amt mißbrauchen, um sich damit persönlich zu bereichern. Und das Volk folgt…

Was ist das für ein dunkler Fluch? Wie kann er gebrochen werden? Der Ego-Verstand sagt uns: Wenn Gott der Schöpfer von allem ist, und es dieser Welt schlecht geht, dann ist er daran Schuld und muß getötet werden. Dann kann der Ego-Verstand die Herrschaft übernehmen, selber zum Schöpfer werden und die Welt nach eigenem Willen gestalten.

Nun, da sind wir heute, und schon Nitzsche sagte als Philosoph: „Gott ist tot!“ Ja, in einer solchen Welt leben wir. Doch wir sollten erkennen, daß der Weg des Tötens niemals zu Gott bzw. der Ganzheit führt, denn Töten ist ein Trennen, wie auch der blinde Schmied den Kopf von Svarog abschlagen wollte, aber sich dann doch aus der Tiefe die Weisheit meldete und den schlechten Rat des Ego-Verstandes erkannte.

Da erschien im Königssaal die schwarze Wolke aus dem Zauberspiegel und sprach mit einer Stimme, die der blinde Schmied vom Ratgeber seines kranken Königs kannte: „Du blinder Narr! Ein tödlicher Schwerthieb, und mein Fluch wäre vollkommen geworden. Doch nun ist meine Geduld zu Ende, und ich werde dir so unerträgliche Schmerzen bringen, daß du sterben mußt.“ Sogleich verwandelte sich die schwarze Wolke in einen schrecklichen Wirbel und stürmte auf den blinden Schmied zu. Der König rief: „Stich zu!“ Und der Schmied bohrte das Schwert, das jeden Zauber brechen konnte, tief ins Herz der schwarzen Wolke, die mit lautem Geheul in sich zusammenbrach und als eine kleine schwarze Maus fliehen wollte. Das sah natürlich die schwarze Katze, die aus dem Rucksack des blinden Schmiedes lugte und mittlerweile sehr hungrig war, denn die süßen Buchteln wollten ihr gar nicht schmecken. Mit einem Satz sprang sie hervor, packte die fliehende Maus und verschlang sie mit Haut und Haaren.

Was macht man nun mit dieser schwarzen Wolke des Ego-Verstandes, welche die ganzheitliche Vernunft bzw. Gottheit verdunkelt? Hier hilft wieder das Schwert der Weisheit, das nun auf Bitten von König Svarog tief in die Wahrheit eindringt, in die Tiefe der Vernunft, aber den Ego-Verstand nicht tötet, sondern wieder dorthin bringt, wohin er gehört, in den Körper des Tierwesens der Hexe. Dort hat er seinen natürlichen Platz und sorgt unter göttlicher Herrschaft für die Funktionen des Körpers. Ja, so sollte sich der begriffliche Verstand der ganzheitlichen Vernunft unterordnen, und dazu hat das Märchen mit Katze und Maus eine gute Symbolik gefunden. Dann lebt die Schöpfung, und mit der ganzen Schöpfung lebt auch Gott.

Damit können wir hier in der innerlichen Welt kurzgefaßt folgende symbolische Rollen finden:
Kobold: natürliche Begierde, Hunger der Unerfülltheit
Fluß: Lebensgeschichte, getrieben durch Raum und Zeit
König Svarog: göttliche Vernunft, Gott des Lichtes
goldene Krone: weiße Magie des Geistes
schwarze Wolke: schwarze Magie der Materie
Hexe: Begrenzung der Natur zum Körper
Verstand: Begrenzung des Geistes zum Ego
Katze: Tierkörper
Maus: Ego

So erweist sich schließlich die schwarze Wolke des Ego-Verstandes nur als illusorischer Schatten unseres wahren Wesens des reinen Lichtes bzw. Bewußtseins:

Da wurde es plötzlich auf wunderbare Weise ganz hell im Saal, die strahlende Sonne brach durch die dunklen Wolken hindurch und erleuchtete den königlichen Thron. Das ganze Königreich wurde wieder hell und freundlich, der schwarze Fluch war gebrochen, und auf dem Gesicht des jungen Schmieds erschien ein glückliches Lächeln. Denn seine Augen öffneten sich, und er erblickte eine wundervolle Welt, wie er sie bisher noch nie gesehen hatte. Vor seinen Augen wurde die junge Prinzessin wieder lebendig, und auch all die anderen versteinerten Figuren kamen ins Leben zurück, sogar der Kobold erwachte wieder am Fuß des Berges.

König Svarog ergriff die Hand des Schmiedes und der Prinzessin, führte sie auf seinen Thron und setzte den Schmied an seine rechte und die Prinzessin an seine linke Seite. Dann verlieh er dem Schmied die wundertätige Krone und sprach: „Diese Krone ist nur ein äußerliches Symbol für die innerliche Macht in meinem Königreich. Nun erwacht diese Macht wieder lebendig in mir, und ihr werdet mit mir gemeinsam alle Wünsche erfüllen und jede Krankheit heilen. Ihr beide habt mich erlöst, und meine erste Amtshandlung soll sein, euch den langen Weg zurück in die äußere Welt ein wenig abzukürzen, damit ihr euer Versprechen an Vater und Mutter einhalten könnt.“

So wird der Fluch der schwarzen Magie gebrochen, die weiße Magie des Lichtes gewinnt ihre Macht zurück, und damit öffnen sich auch die geistigen Augen des menschlichen Geistes. Und dieser Geist des Lichtes bzw. reinen Bewußtseins macht alles wieder lebendig, was der dunkle Ego-Verstand in einer materiellen Welt getötet und versteinert hat. Das sieht man auch schön im obigen Bild, wie das innere Licht erwacht und durch die versteinerte Materie hindurchbricht, um wieder lebendig zu werden. So heißt es in der Bibel: »Der Geist ist es, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. (Joh. 6.63 Und im Sinne der Harmonie von Geist und Natur sollten wir vielleicht besser sagen: »Der Geist ist es, der lebendig macht, sonst ist das Fleisch nichts nütze.« So findet nun der menschliche Geist die lebendige Seele der Natur wieder, und beide finden ihren Platz auf dem Thron der Gottheit, wo sie mit der ganzheitlichen Vernunft wieder vereint werden. Wunderbar! Und damit kommt nun auch die äußerliche Welt wieder in Harmonie mit der innerlichen Welt, der irdische Schmied mit dem himmlischen Schmied, so daß sich nun auch die äußerlichen Augen des irdischen Schmiedes öffnen:

Unter dem Jubel des ganzen Hofstaates nahmen die beiden ihren Abschied, und im gleichen Augenblick fanden sie sich kurz vor dem Ausgang des Berges wieder. Dort trafen sie noch einmal den Kobold, den der junge Schmied und König nun auch in seinem farbenfrohen Kleid der Natur sehen konnte. Er bedankte sich vor allem für den guten Rat mit der Katze, worauf der Kobold gestand:

Die Katze sollte doch nur von da fort,
Denn es war für sie kein guter Ort.
Weil sie mich immer jagte,
Wenn die Alte nicht da war,
Und ich an ihrem Pfefferkuchenhäuschen nagte.

„Trotzdem danke ich dir“, sprach lächelnd der Schmied:

Denn dein ständig tropfender Kuchenzahn
Hat meiner Suche sehr gutgetan.
Und ich weiß nun zum Schluß,
Daß guter Rat sich reimen muß.

So kehrten sie aus dem Inneren des Berges in die weihnachtliche Winterwelt zurück, wo das weiße Pferd der Prinzessin wartete, auf dem sie gemeinsam ins Dorf ritten und pünktlich zum Weihnachtsfest ankamen.

Wer auf diesem Weg aus der innerlichen Welt zurückkehrt, wird erkennen, daß Geist und Seele immer gemeinsam auf dem Pferd des tierhaften Körpers reiten, und daß es ein weißes Pferd ist, also kein dunkler und sündiger Leib. Die dunkle Sünde kommt aus der schwarzen Wolke des Ego-Verstandes und bedeutet im Grunde nichts anderes, als die Trennung von Gott bzw. der Ganzheit, woraus alle anderen Trennungen entstehen, zwischen Geist und Natur, Innen und Außen, Mein und Dein, Leben und Tod, sowie alle weiteren Gegensätze, die sich der Verstand mit dem begrifflichen Denken „vorstellt“, so daß er auch glaubt, einen eigenen, von Gott bzw. der Ganzheit getrennten Körper zu besitzen. Wenn diese dunkle Magie durch das Schwert der Weisheit verschwindet, dann gewinnt die helle Magie ihre Macht zurück, und »das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat‘s nicht ergriffen (Joh. 1.5, auch in der äußeren Welt:

Die Häuser waren wunderschön geschmückt, in den Fenstern leuchteten Kerzen, und auf dem Dorfplatz stand ein Weihnachtbaum mit vielen Früchten, Geschenken und Lichtern. Die Mutter kam voller Freude aus dem Haus, umarmte ihren Sohn und begrüßte die Prinzessin, und noch viel größer wurde ihre Freude, als sie bemerkte, daß ihr Sohn wieder sehen konnte. Auf der Dorfstraße fuhr ein Pferdeschlitten mit königlichem Gefolge vor. Es war der König selbst, der auf wunderbare Weise wieder geheilt worden war und nun seine Tochter suchte, voller Freude wiederfand und umarmte. Das ganze Dorf versammelte sich, und alle waren glücklich, als sich auch Schmied und Prinzessin umarmten und küßten. Und der alte König wurde noch glücklicher, als er die Geschichte des jungen Königs hörte und die legendäre Krone von König Svarog erblickte, so daß er keinen besseren Nachfolger finden konnte. Die Mutter eilte voller Freude ins Haus und holte eine große Schüssel mit frisch gebackenen Buchteln, die besonders auch dem alten König schmeckten. Und der Weihnachtwunsch des jungen Königs war: „Ich wünsche mir, daß die Weihnachtswünsche von allen Menschen in Erfüllung gehen!“ Zum Höhepunkt des Weihnachtsfestes wurde die Hochzeit gefeiert, das innere Licht wurde wiedergeboren, und das ganze Königreich erstrahlte wieder hell und freundlich, so daß alle gesund, glücklich und friedlich miteinander lebten.

Ein schöner Traum? Was bedeutet es, alle Wünsche zu erfüllen und alle Krankheiten zu heilen? Wird das nicht eine Welt des Chaos, wenn sich jeder Wunsch erfüllt? Der Bauer wünscht sich Regen, der Wanderer Wolken, und der Urlauber Sonne. Der eine wünscht dies, und der andere das. Und was ist Krankheit? Darf kein Mensch mehr sterben? Muß niemand mehr auf seinen Körper achten? Das ist wohl damit nicht gemeint, denn wenn eine ganzheitliche Vernunft herrscht, dann sind auch Geist und Natur wieder harmonisch vereint und streiten nicht gegeneinander. Die Seele der Natur sorgt für die Ordnung in der Vielfalt, und der Geist für die Vollständigkeit in der Einheit. Was fehlt dann noch? Dann herrscht nicht mehr der Ego-Verstand mit seiner unersättlichen Begierde, der immer irgendetwas fehlt, und seinen eigennützigen Wünschen, um sich persönlich zu bereichern. Können wir uns das heutzutage überhaupt noch vorstellen, ohne illusorisches Ego mit wahrer Vernunft zu leben? Ist die Vernunft nicht der größte Reichtum des Menschen, um sich aus dem Tierreich zu erheben? Ist vielleicht der wachsende Egoismus, den wir heute mit Materialismus und Kommerz überall pflegen, ein Traum, der immer mehr zum Albtraum wird? Mögen wir den Weg zu König Svarog wiederfinden!

Damit wünschen wir allen ein glückliches und friedliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr! Mögen wir das reine Licht im Inneren wiederfinden, das wir in Wahrheit sind, und möge es im Äußeren wiedergeboren werden. Mögen wir die lebendige Seele der Natur wiederfinden und mindestens genauso lieben, wie ihre äußerlichen Formen. Dann werden wir mit ganz anderen Augen diese Welt sehen, durch die wir bisher wie Blindgeborene gelaufen sind. So mögen auch wir den heiligen Rat als „Heirat“ zwischen Geist und Natur als Höhepunkt des Weihnachtsfestes feiern, und es möge eine wahre „Hochzeit“ werden, auf der Höhe der Zeit im Hier und Jetzt! So sind wir alle unseres Glückes Schmied. Amen - OM - Hallelujah


Hallelujah - Hallelujah

Zum Thema „Hallelujah“ möchten wir schließlich noch einen Gruß von Leonard Cohen anhängen. Schon lange wartete dieser tiefsinnige, vielschichtige und vor allem oft sehr unterschiedlich gedeutete Text darauf, von uns ins Deutsche übertragen zu werden. Doch erst im Herbst diesen Jahres küßte uns die Muse, und wir haben gedichtet! Natürlich so, wie wir seinen Text verstehen… anders geht es ja auch nicht.

Now I've heard there was a secret chord
That David played, and it pleased the Lord
But you don't really care for music, do you?
It goes like this, the fourth, the fifth
The minor falls, the major lifts
The baffled king composing Hallelujah

Es gab da einen stillen Klang,
den David dem Herrn zur Freude sang.
Doch, nicht wahr, du hörst nur selten unsre Lieder.
Die Weise schwingt von Wiege bis Grab,
mit Dur hinauf und Moll hinab.
Voll Staunen sang der König: Hallelujah

Your faith was strong but you needed proof
You saw her bathing on the roof
Her beauty and the moonlight overthrew you
She tied you to a kitchen chair
She broke your throne, and she cut your hair
And from your lips she drew the Hallelujah

Vertrauen und Zweifel gingen Hand in Hand,
da hingst du dich an ein starkes Band.
Ihre Schönheit war im Mondlicht viel zu viel.
Sie tauschte dir Thron mit Küchenbank,
verbannte Königswürde in den Schrank,
und deine Lippen vergaßen das Hallelujah

Maybe there’s a god above.
But all I’ve ever learned from love
was how to shoot at someone, who outdrew you.
And it’s not a crime, you hear at night.
It’s not a pilgrim, who claims to have seen the light.
It’s a cold and it’s a broken Hallelujah

Vielleicht gibt es einen Gott voll Kraft,
Doch alles, was ich weiß von Leidenschaft,
ist alle schnell vernichten, die nur auf dich zielen.
Und ich meine nicht die böse Tat bei Nacht,
nicht den Pilger, der glorreiches Feuer entfacht.
Ich meine kaltes und zerbroch’nes Hallelujah

Baby, I’ve been here before
I know this room, I walked this floor.
I used to be alone, before I knew you.
I’ve seen your flag on the marble arch.
But love is not a victory march.
It’s a cold and it’s a lonely Hallelujah

Liebes, ich erinnere mich.
Ich kenne den Raum, saß an dem Tisch,
und fühlte mich einsam, bis ich dich ahnte.
Von fern sah ich dein Strahlen schon,
doch Leben ist nicht nur Siegeston,
sondern auch Kälte und einsames Hallelujah

There was a time, you let me know
what’s really going on below.
But now you never show it to me, do you?
And remember, when I moved in you
the holy dove was moving, too.
And every breath we drew was Hallelujah

Einst ließest du mich schauen klar,
was in der Tiefe wunderbar.
Doch jetzt ist wieder alles Nebelschwaden.
Als ich aus Liebe in dir sang,
und die heilige Taube mit mir schwang,
war jeder Atemzug schon Hallelujah

I did my best, it wasn't much
I couldn't feel, so I learned to touch
I've told the truth, I didn't come to fool you
And even though it all went wrong
I'll stand before the Lord of Song
With nothing on my tongue but Hallelujah

Hab alles versucht, vielleicht wars nicht viel.
Fiel mir Empfangen schwer, dann gab ich dir.
Niemals wollte ich täuschen, nur wahrhaft sein.
Und ist mir auch nur angst und bang,
ich stehe vor dem Herrn des Klangs
mit nichts auf meiner Zunge als Hallelujah

Und die folgende Strophe stammt noch aus einer früheren Version des Liedes:

You say I took the name in vain
I don't even know the name
But if I did, well, really, what's it to you?
There's a blaze of light in every word
It doesn't matter which you heard
The holy or the broken Hallelujah

Du sagst, ich mach den Namen schlecht.
Dabei weiß ich nicht, was ist hier echt.
Und wenn schon, was kann es Dir schaden?
In jedem Wort verbirgt sich dein Licht.
Es ist egal, welches du sprichst,
ob das heilige oder das eitle Hallelujah

Hallelujah - Hallelujah - Hallelujah - Hallelujah


... Inhaltsverzeichnis aller Märchen-Interpretationen ...
Die goldene Gans - (Thema: wahre Ganzheit erkennen)
Die Gänsemagd - (Thema: Einheit und Vielfalt)
König Drosselbart - (Thema: heilige und heilsame Ehe)
Die heilige Frau Kümmernis - (Thema: Bart und Geige)
Die alte Hexe - (Thema: wahre Liebe und Vernunft)
Der Jude im Dorn - (Thema: Vernunft und Verstand)
Die Prinzessin und der blinde Schmied (Thema: Weihnachtsmärchen)
Der Hase und der Igel - (Thema: Ich bin schon da)
Hans mein Igel - (Thema: Vernunft und Natur)
Der Dummling - (Thema: Wesen des Meeres)
Die Wassernixe - (Thema: Quelle und Fluß)

Sprüche und Textinspiration: Die Prinzessin und der blinde Schmied, 2018, ARD/Kika
Bildausschnitte: O zakletém králi a odvážném Martinovi, 2018
[Bibel] Luther Bibel, 1912
[Eckhart] Meister Eckhart, Deutsche Predigten und Traktate, Diogenes 1979
[Faust I] Johann Wolfgang von Goethe, Faust Teil 1, Eine Tragödie, Tübingen 1808.
[2024] Text von Undine & Jens / www.pushpak.de
Veröffentlichung: 6. Dezember 2024 / Nikolaus